Zur blauen Spelunke IV

Ich fuerchte, heute gibts nur gebrauchte.

 

Bitteschön

Ich sitze hier und weiß nicht recht, soll ich, soll ich nicht. Ich trau mich jetzt mal.
Meine Mutter verstarb vor 6 Jahren. Die Ärzte merkten erst spät, zu spät, dass sie einen faustgroßen Tumor in der rechten Leiste hatte, Metastasen waren im ganzen Körper.
Sie war GsD noch im Vollbesitz ihrer geistigen Fähigkeiten und verneinte resolut, wie sie nun mal war, zu weiteren medizinischen Behandlungen.
Es dauerte dann nur noch ein paar Tage, die sehr anstrengend, ja für sie eine Qual waren.
Bei aller Trauer war ich aber erleichtert, als sie erlöst wurde.
So wie sie es zu Lebzeiten oft genug sagte, sie wartete zum Sterben genau den Zeitpunkt ab, in dem keiner im Zimmer war.

Im Nachhinein dachte ich mir schon oft, dass ich ihr noch einiges sagen wollte, jedoch passte der Zeitpunkt nie.
Heute weiß ich, dass sie wusste was ich ihr noch sagen wollte.

Gute Nacht trauernde Spelunke

 

Fezz, mein aufrichtiges Beileid zum Heimgang deiner lieben Mama.
Es fällt mir schwer die richtigen Worte zu finden.
Die Trauer füllt dein Herz aus, aber sie wird der Dankbarkeit und den schönen Erinnerungen an deine Mama weichen.

 

Ach Fezz, auch ich bin in Gedanken bei Dir. Ich weiß, wie es ist, wenn man das Allerliebste verliert. Bei mir war es mein über alles geliebter Opa. Ich war 12 Jahre alt. Ich habe damals mit niemanden reden können, ich wollte meine Mama nicht noch trauriger machen. Ich bin damals oft in unseren Keller gegangen, hab mich neben die Waschmaschine gesetzt und geheult. Meine Mama weiß bis heute nix davon, wie sehr mich das damals getroffen hat. Mir geht das bis heute nach. auch jetzt laufen die Tränen.
Mach den Fehler nicht. Rede. Lass dich stützen. Lass Menschen bei Dir sein.
Ich denk ganz fest an Dich.

 

meine eltern erfreuen sich zum glück noch bester gesundheit. jedoch musste ich in den letzten 1,5 jahren von mehreren menschen abschied nehmen die mir sehr lieb und wichtig waren. wenn es menschen sind die ihr leben gelebt haben und dann im recht hohen alter gehen müssen kann ich es noch akzeptieren, wie bei meiner schwiegermutter. die wollte einfach nicht mehr, die körperlichen gebrechen haben halt immer mehr zugenommen. bei jungen menschen hingegen, die für mich halt viel zu früh gehen mussten, hader ich auch schonmal mit dem schicksal. schwer ist es immer wenn man abschied nehmen muss!
fezz, erinner dich an die schönen momente dann wird der schmerz zwar nicht schneller vergehen aber er wird erträglicher - so zumindest meine erfahrung

 

Fezz, das tut mir so leid. Für mich brach damals auch ein Teil meiner Welt ein. Es tut anfangs schrecklich weh, man ist kein Kind mehr, wenn kein Elternteil mehr lebt. Der Mensch, der bedingungslos zu Dir stand, ist fort. Aber ganz langsam wird der Schmerz schwächer und mit jedem Jahr tut es weniger weh, an sie zu denken. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass meine Mutter immer noch irgendwo da oben über mich wacht und bei mir - in meinem Herzen - ist.

 

nun schreib ich es doch, wieder einmal.

Memento - Mascha Kaléko

Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?

Allein im Nebel tast ich todentlang
und lass mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.

Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
doch mit dem Tod der anderen muss man leben.​

Die meisten von uns lernen, damit zu leben. Irgendwie, irgendwann. Am Anfang glaubt man nicht, dass man es kann, aber eines Morgens kommt der Moment, in dem es einen Hauch weniger weh tut als gestern. Das Wichtigste: nicht verdrängen, nicht überspielen. Den Schmerz aushalten und wenn möglich teilen, hilft. Und wenn wir die Erinnerungen wach halten, dann geht der Mensch nie ganz.

 

Klingt das jetzt blöd, wenn ich sage, dass das hier heute Abend irgendwie gut tut guttut ganz ok ist?

 

nein schaf...das klingt kein bisschen blöd
ich glaube - das ist der zusammenhalt ,unsere gemeinschaft...einfach wir

 

Zusammen rumblödeln kann man mit (fast) jedem. Zusammen traurig sein können, ist etwas Besonderes. Die Spelunke ist ein besonderer Ort.

 

Wobei ich natürlich am alleroberstbesondersten bin...

 

Lieber Fezz, ich umarme dich ganz fest.
Wir stehen an deiner Seite und geben dir Trost und Kraft, wenn du es brauchst, leihen dir ein Ohr, wenn du es möchtest, trocknen deine Tränen, wenn sie kullern und nehmen dich gedanklich in den Arm, wenn es für dich am schwersten ist.

Mein aufrichtiges Beileid!

 

Und wie. Schließlich bist du Nilpferd und Saartier in einem. Ich dachte bisher, Nilpferde kommen aus Afrika....

 

Absolut.

 

Schön geschrieben, Bina.So sehe ich das auch.​

 

Können wir uns nicht doch vielleicht noch ein kleines bisschen zanken, bevor wir ins Bett gehen?

 

Ich hab jetzt lange überlegt, ob ich folgenden Post abschicke. Aber bevor das Schaf zankt will ich es doch noch loswerden.

Mir kullern heute auch ständig die Tränen.
Mein schwerer Abschied ist jetzt 31 Jahre her. Ich war kein Kind mehr aber auch noch keine Frau, irgendwo dazwischen mit einer kleinen Schwester an der Backe. Es war Weihnachten, meine Mama schwer krank und ich hab geweint. Sie nahm mich in den Arm und sagte: Es wird alles wieder gut. Musst dir keine Sorgen machen. Ich hab ihr geglaubt, es hat mich beruhigt und wir hatten ein tolles Weihnachtsfest.

An kein Weihnachten erinnere ich mich intensiver als an das im Jahr 84.

Ja, es wird besser mit der Zeit. Aber es vergeht nie ganz.

 

Ich könnte mich als Artfremde ja anbieten, mit Dir vor die Tür zu gehen. Aber ich warne Dich, ich weiß, wo Dein Forum wohnt!

 

Geht mir auch so. Allerdings liegts bei mir daran, dass mein entzückendes Gör zwei Tage vorher auf die Welt kam. Denn so nah liegen sie zusammen: Anfang und Ende.

Ich kann bestätigen: mit der Tomate kann man gut zanken. Und sich gut wieder vertragen.

 

Ich dich auch.