Eine Ostergeschichte für Katzenfreunde - und für die, die Eierfärben genau so toll finden, wie ich

Dieses Thema im Forum 'Archiv Rest' wurde von kirshy gestartet, 16 April 2017.

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  1. kirshy

    kirshy Forenaufseher

    Die Osterfeiertage kommen bei Chiara, meiner Fellnase, auch Fellofantine genannt, und mir in der Beliebtheitsskala gleich nach Weihnachten. Ich hab zwar weniger freie Tage, die kann ich aber mit schöneren Dingen als Hausarbeiten verbringen. Das Jahr ist erst knapp vier Monate alt – im Gegensatz zu Weihnachten hat sich da noch kein so großer Putzstau gebildet, schließlich hab ich ja erst vor knapp vier Monaten sauber gemacht.

    Chiara findet Ostern auch ganz toll. Vor allem findet sie jedes Osterei, wie gut es auch versteckt sein mag. Dinge, die nicht versteckt sind, findet sie besonders schnell. Besonders die Dinge, die eigentlich nicht dafür gedacht sind, dass kleine graue Plüschbären sie entdecken.

    Ich versteh das nicht. Meine Wohnung ist voll mit Sachen. Kleinen und großen. Kann mir jetzt mal einer erklären, warum 99 % der Sachen, die bei mir so rumfliegen, und katzenkompatibel sind, in der Regel von Chiara völlig unbehelligt so vor sich hin rumfliegen, während das klitzekleine eine Prozent, von dem ich nicht möchte, dass Madame es in die Pfoten bekommt, sofort und unmittelbar aufgespürt und zum Objekt der Begierde Nummer Eins gemacht wird?

    Da kann mir doch einer sagen, was er will – diese kleinen Plüschchaoten scannen regelmäßig sämtliche Räume ab. Und wehe, das Bärchenradar meldet irgendwas, das irgendwo rumliegt, wo es in den letzten 24 Stunden noch nicht lag... Tja. Dann nimmt das Unheil seinen Lauf...

    Ostereierfärben gehört bei uns zu Ostern. Meine Mam und ich zelebrieren das immer am Ostersamstag. Mama kauft Farben und irgendwelchen Schnickschnack, mit dem man die Eier so verunstalten... äh... verschönern kann und beschränkt sich darauf, die Kontrolle über die Eierkocherei zu übernehmen. Mit dem übrigen Deko-Wahnsinn darf ich mich dann abmühen. Meistens brauch ich schon zwei Stunden, um die Gebrauchsanweisungen der verschiedenen so-wird-ostern-zu-einem-besonderen-erlebnis-weil-die-eier-so-toll-aussehen-bastelprodukte zu kapieren. Da am Ende nicht nur Mamas Küche, sondern auch ich aussehe, als wäre ich zum falschen Zeitpunkt in ein Gotcha Spielfeld geraten, beschließe ich in diesem Jahr, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. So'n Theater jedes Mal... da mach ich nicht mehr mit. Dieses Jahr wird alles anders.

    Nun ja...

    Ich besorge Farben, Aufkleber und so'n Zeug, mit dem man ein schnödes Ei erst in ein farbiges und dann in ein funkelndes Goldglitzerunikat verwandeln kann. Das muss reichen. Heute will ich mal nicht den ganzen Tag mit diesem Rumgeeier verbringen. Ich bestelle meine Mam zu mir ein und wir belagern meine Küche.

    Allein das genügt, um Chiara dazu zu bewegen, ihren Radar einzuschalten. Frauchen und Oma gemeinsam in der Küche. Das ist höchst verdächtig! Um ja nichts zu verpassen, platziert sich meine Maus mittig auf dem Küchenfußboden und blinzelt abwechselnd zu meiner Mam und mir.

    Allein das wiederum genügt, um bei mir leichte Zweifel aufkommen zu lassen, ob es wirklich so schlau war, das Spektakel bei mir stattfinden zu lassen. Dass meine Mam grad, halb auf den Knien liegend, Chiara meine halbe Monatsration Kekse in den Schlund wirft, macht es nicht besser.
    Konzentration bitte!

    Nachdem ich meine Mutter von Chiara weggezerrt habe, machen wir uns ans Werk. Während die Eier im Topf vor sich hinblubbern, greife ich mir meine Verschönerungs-Utensilien. Wie geht'n das? In kürzester Zeit bin ich verheddert in dünnen Plastik-Handschuhen, in die ich 25 Tropfen rote Farbe gegeben hab, um dann das heiße Ei darin zu wälzen, die Goldfolie, die ich dann auf's Ei klatschen soll, klebt genauso an meinen Fingern, wie die Küchentücher, die eigentlich das Schlimmste verhindern sollen.

    Super Sache. Nachdem ich das erste Ei vergoldet und im Eierbecher versenkt hab, greife ich nach dem nächsten.

    Klatsch!

    Beim Griff über den Tisch ist das Kunstwerk an meinem Arm kleben geblieben. Leider nicht lange genug. Als ich meinen Arm zurückziehe, folgt es der Schwerkraft und landet auf dem Boden. Och nö...!

    Naja, nun hat mein Fellklops wenigstens was zum Spielen. Begeistert fängt sie an, den Küchenboden zum Bolzplatz umzufunktionieren. Unsere weiteren Malerarbeiten werden alle zwölf Sekunden von einem „Plock“ oder „Donnngggg“, manchmal auch von einem zarten „Drrrrrrrrtonk“! unterbrochen.

    Als ich so vor mich hinwerkel, fällt mein Blick auf den gelben Sack, den ich an den Haken, der eigentlich fürs Geschirrhandtuch gedacht ist, gehängt hab. Hing der vorhin auch schon so weit runter? Hab ich da irgendwas Schweres reingepackt?
    Was...?!

    Während ich meine Katze aus dem Sack pule, den sie von unten aufgeschlitzt und es tatsächlich irgendwie geschafft hat, da reinzuklettern, halte ich meiner Mutter 'ne Moralpredigt. In einen ohnehin schon knisternden Plastiksack eine Blumen-Plastikfolie zu werfen, die man vorher versucht hat, möglichst klein zusammenzuknüllen – und die natürlich ihr Bestes gibt, um sich danach herrlich knisternd wieder zu entfalten – das ist in einem Haushalt, in dem ein kleiner vierbeiniger Plüschklops lebt, keine gute Idee.

    Ebenfalls keine gute Idee war, zu vergessen, vorher den farbtriefenden Handschuh auszuziehen. Jetzt hängt mir nicht nur die leere Milchpackung aus dem Müllsack an den Fingern, sondern auch noch mindestens vierundzwanzig Katzenhaare... Außerdem hat er nun 'n Loch. Den Handschuh kann ich abhaken. Ich fummel die kläglichen Überreste von meinen Fingern und pfeffer sie auf den Tisch. Der im Übrigen genauso chaotisch aussieht, wie sonst der in der Küche meiner Mam.

    Ich hatte die Hoffnung fast aufgegeben, aber schließlich ist es vollbracht. Die Eier sind rot, blau, grün, gelb und glitzern gülden vor sich hin. Genauso wie mein Tisch, der Fußboden, meine Hose und ich. Als wäre ich zum falschen Zeitpunkt in ein Gotcha Spielfeld geraten. Irgendwie hab ich grad 'n déjà-vu...

    Meine Mam, erschöpft vom Kochen, sieht aus, wie aus dem Ei gepellt. Nächstes Jahr tauschen wir! Jetzt brauch ich einen Kaffee.

    Chiara hat sich einen Plastik-Sektkorken als Souvenir aus dem gelben Sack mitgebracht. Das „Plock“ und das „Donnngggg“ sind einem stakkatoartigen „Tack“ gewichen, das allerdings langsam leiser wird und sich in Richtung Wohnzimmer verlagert.

    Gut, es räumt sich auch besser auf, ohne mein kleines Bärchen zwischen den Füßen.
    Es dauert nicht lange, und wir haben das schlimmste Chaos beseitigt. Mann, Mann, schon die zweite Putzorgie innerhalb von vier Monaten. Das schlaucht.

    Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass was fehlt. Das „Tack“ zum Beispiel fehlt. Wo ist eigentlich meine Katze?

    „Ähm... Mama...?“
    Nein. Sie hat den kaputten und nutzlosen Handschuh nicht weggeräumt und in den Müll geworfen.
    Ich auch nicht.
    Okay...

    Ich atme durch und begebe mich in Richtung Wohnzimmer.
    Fast könnte ich schwören, dass im Hintergrund diese hysterische Musik aus Psycho anschwillt, als ich im Flur die erste Spur finde. Ein halber Pfotenabdruck. In rot. Und da, kurz vor der Schwelle ins Wohnzimmer, der nächste.

    Ich halte inne und lausche. Ein leises Knistern.

    Da Madamchen nicht ganz so sorgfältig darauf geachtet hat, ihre Spuren zu verwischen, stelle ich sie schließlich hinter dem Sessel. Das Tatobjekt noch zwischen den Pfoten, auf frischer Tat ertappt.

    Also...

    Ich muss zugeben, wenn jetzt Halloween wäre, wär Chiara der Brüller! Wenn die jetzt an der Tür klingeln würde, würden die Leute ihr nicht nur Süßes, sondern auch noch ihre Familienjuwelen hinterher werfen.

    Meine Güte, dass da noch so viel Farbe dran war... Als mein kleiner Kobold feststellt, dass sie erwischt wurde, guckt sie mich mit einem rotverschmierten Gesichtchen an. Um Zeit zu gewinnen, legt sie sich erst mal auf den Handschuh, setzt zu einem herzhaften Gähnen an - an ihren Zähnen entdecke ich auch den einen oder anderen Farbfleck – und streckt mir lasziv ihre rotgetupfte Pfote entgegen.

    Da sie meinen Blick mal wieder haarscharf zu deuten weiß, nämlich, dass ich mich nicht entscheiden kann, ob ich lachen oder schimpfen soll, nutzt sie die Gelegenheit und versucht die Flucht nach vorn.

    Sie steht auf und stolziert erhobenen Hauptes an mir vorbei, den an ihren Pfoten klebenden Plastik-Handschuh mitschleifend und eine rote Farbspur hinter sich herziehend. Dem Kreischen meiner Mutter nach, hat sie grad die Küche erreicht...

    Gut, dass das Zeug zwar klebrig, aber wasserlöslich und natürlich ungiftige Lebensmittelfarbe ist.
    Meinen Angriff mit dem nassen Waschlappen findet Chiara äußerst empörend, er stellt sich aber als nichts heraus, das nicht mit einer ordentlichen Portion Katzenpudding wieder gut zu machen wäre...

    Während Madame schlemmt, putze ich mein Bad.
    Und nächstes Jahr färben wir wieder bei Mama.

    In diesem Sinne: frohe Ostern! :)
     
  2. Annagil60

    Annagil60 Boardanalytiker

    Danke, liebe kirshy, einfach köstlich! Habe mich gerade wunderbar amüsiert, da ich auch so ein kleines Fellmonster habe.

    Auch euch frohe Ostern!
     
    bimima, alex270774 und catherinadie1. gefällt dies.
  3. catherinadie1.

    catherinadie1. Lebende Forenlegende

    @kirshy vielen Dank, für diese wundervolle Geschichte aus dem echten Leben.:D
    Ich kann übrigens die Küche, auch ganz ohne Katze, beim Eier färben einsauen.:p

    Schönen Ostermontag !
     
    bimima, Annagil60 und alex270774 gefällt dies.
  4. alex270774

    alex270774 Lebende Forenlegende

    da stimm ich Catherina total zu!

    is echt super deine Geschichte!!!!!!!!!!!!!
     
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  5. bimima

    bimima Lebende Forenlegende

    Vielen lieben Dank für die süße Geschichte kirshy[​IMG] toll geschrieben.
    Konnte garnimmer aufhören zu schmunzeln[​IMG]
    In diesem Sinne:frohe Ostern liebe Katzenfreundin :D;)
     
  6. Greeny11

    Greeny11 Freiherr des Forums

    Mal wieder eine sehr schöne Geschichte Kirshy, ich hatte herrliches Kopfkino xD
     
  7. Schattenspinner

    Schattenspinner Lebende Forenlegende

    Genial!:D Super geschrieben!
    Und vieles kommt mir so vertraut vor....xD
     
  8. kirshy

    kirshy Forenaufseher

    ... ich wusste, ich bin nicht allein...:D
    Sie sind doch irgendwie alle ein kleines bisschen Monster... Aber alle einzigartig :inlove:
     
    Schattenspinner gefällt dies.
  9. Annagil60

    Annagil60 Boardanalytiker

    So ist es. Und ich möchte mein Katzenkind keine Minute missen!:)
     
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  10. Schattenspinner

    Schattenspinner Lebende Forenlegende

    Da hast Du vollkommen recht. :D Ich habe jeden Tag was zu lachen mit meinen zwei verrückten Katzen.:D
     
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  11. =Aponi=

    =Aponi= Lebende Forenlegende Team Farmerama DE

    Ich schliesse hier mal die Tore, vielleicht bekommen wir ja mal wieder so eine Geschichte, evtl. dann in einem bereits bestehenden Thread? Die Auswahl ist ja gross, auch für Katzenfreunde.
    kleinvmzl4.png
     
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