Farmers Leben

Discussion in 'Archiv Rest' started by tschik, Nov 20, 2017.

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  1. -Skorpion1211-

    -Skorpion1211- Lebende Forenlegende


    aber ja, cooley, das ist genau der Grund, weshalb ich meine Geschichten, meine Erlebnisse viel lieber mit einem lebendigen Video in
    der Mediathek untermale, als mit einem starren Bild, obwohl es, zugegeben, meisterhafte Fotoaufnahmen von Tieren gibt, ich staune immer wieder, aber ein Video ist Bewegung pur, darin steckt Leben....


    und wenn ich Euch erzähle, ich rede nachts mit einem Igel im Mondlicht, dann ist das Natur pur, Erlebnis pur ohne künstliche Spannung
    oder Anspannung, die zu mir eh net passen würde... sieh, so ein Igelchen, das schaut Dich an mit seinen schwarzen Knopfaugen,
    schmatzt vielleicht noch mal von einer noch nicht ganz verschluckten Ackernetzschnecke oder einem Regenwurm und stiefelt friedlich
    wieder seiner Behausung zu, wo ich noch net mal weiß, wo das ist - muss ich auch net, es reicht mir, wenn er da ist...

    und ja, hoffen wir gemeinsam, dass es uns gelingt, diesem Spiel sein Forum zu erhalten und sich ein Jeder dort wohl fühlen mag, wo
    er möchte, lg. und allen eine schöne "Wartezeit" ...
     
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  2. tschik

    tschik Forenexperte

    Danke für die vielen Stubser - und Eure unendliche Geduld. Ich dachte, dieser Fred wäre nicht mehr besucht :)
    In den letzten Monaten fanden einige persönliche und berufliche Veränderungen statt. Dadurch konnte ich mich diesem Projekt nicht widmen. Nun ist allerdings beinah alles geklärt und ich stelle gerne noch einige Geschichten rein.





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    Abwesend starrte er auf den Bildschirm. Irgendwie hatte sein Leben wieder eine Wende vollzogen.
    Die Erinnerung an die letzte tiefgreifende Änderung ließ ihn lächeln. Damals, als er innerhalb von wenigen Tagen vom erfolgreichen Unternehmer zum Looser wurde. Zum absoluten Nichts! Als er alles verlor und plötzlich in einem fremden Land auf der Straße stand. Mit dem letzten Geld konnte er zurück nach Deutschland, doch auch hier hatte er nichts mehr- außer seinen Kindern, denen er keinesfalls zur Last fallen wollte.
    Mit letzter Kraft – und seinem letzten Geld- fand er eine winzige möblierte Wohnung. Sein Lebensmut war dahin- er wollte bloß noch 2-3 Jahre leben, um zumindest noch etwas Zeit mit seinen Kindern zu erleben und 1-2 Bücher zu schreiben.
    Doch es kam anders, er entdeckte das Leben an sich. Demut, Selbstfindung, Menschenliebe- das waren einige der Entdeckungen, die seinem Leben plötzlich wieder Sinn gaben. Er war sogar froh darüber, dass seine Existenz als Unternehmer ein so jähes Ende gefunden hatte. Wäre das nicht geschehen, hätte er nie entdeckt, wie schön das Leben eigentlich sein kann.
    Er vermisste gar nichts: weder seine bisherige Lebensgefährtin, die immer schon eine reine Materialistin gewesen war noch die materiellen Annehmlichkeiten der vorherigen Jahre. Stattdessen empfand er nur Glücksgefühle und Zufriedenheit.
    Mit Schreiben hielt er sich über Wasser, er brauchte ja nicht viel Geld.
    Als er dann auch noch SIE kennen und lieben lernte, schien sein Glück vollkommen.
    SIE- das war eine andere Welt. Sie war als Beamtin gut versorgt, hatte nebenher noch etliche soziale Engagements im ehrenamtlichen Bereich. Eine Frau, die kaum noch Zeit für was anderes hatte. Anfangs begegneten sie sich skeptisch, doch dann entdeckten sie immer mehr Gemeinsamkeiten in ihren Ansichten.

    Und dann kam der Abend, als sie ihn zu sich einlud. Sie sprachen stundenlang, bis sie ihm diesen Zettel überreichte. „Zieh mich sorgsam aus…. „

    Es wurde eine wundervolle Beziehung. Jeder lebte sein Leben- jeder hatte seine Wohnung- und doch waren sie enger zusammen als so manches zusammenlebende Paar. Es hätte ewig so weiter gehen können. Doch es änderte sich unmerklich einiges. Seit sie den Abend mit diesen Freunden verbracht hatten…

    Er wandte sich wieder dem Bildschirm zu. Ach ja, er hatte einen Post im Forum begonnen. Den wollte er jetzt fertig schreiben.


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    "So, alle Aufgaben pflichtgemäß und ohne Pannen erledigt. Auch Silbertau kam in angenehmen Mengen zum Vorschein. Mal sehen, ob ich die WL auch ohne weitere "Eingebungen" schaffe.

    Ich versprach ja, noch nachzureichen was sich nach meiner "Erhellung" noch ereignete.
    Nachdem ich festgestellt hatte, dass mein Unterbewusstsein eine Regulierung vorgenommen hatte, um mich vor Spielschaden zu bewahren, war die Welt wieder in Ordnung.
    Zeit, mich wieder in einen passablen Menschen zu verwandeln. Seit dem Beginn des Events hatte ich das Bad nur noch betreten, um gewisse Nöte zu erledigen. Dabei hatte ich nicht mal das Licht angemacht, das vom Flur durchscheinende Licht reichte völlig. Nun war Rasur und Körperpflege angesagt.
    Im Bad benutze ich immer einen Bluetooth- Lautsprecher, den ich aber auch sonst in der Wohnung benutze. Ich schnappte mir den Lautsprecher, war in Gedanken bei einem Schaumbad mit stimulierenden Aromen und Lieblingsmusik dazu. Derart gut gelaunt betrat ich das Bad, machte das Licht an, ging zur Badewanne und ...- dann geschah es! Ich sah aus den Augenwinkeln eine fremde Person. Besser gesagt, ich sah die Person nicht, sondern nur ihr Abbild im Spiegel. Es war eine Horrorfigur. Der Bart eines unfertigen IS Kämpfers, die irren und roten Augen eines Dämons. Die Haare waren in Klumpen in alle Richtungen weisend.
    Was das wohl sollte? Ich hatte die Drogenfahnder überlebt, mein Unterbewusstsein hatte mich zu meinem Wohle in die Irre geführt, und jetzt? Stand mir eine neue Prüfung bevor? War das der Fluch des silbernen Taus?
    Ich stand wie erstarrt da, die Gestalt, die ich im Spiegel aus den Augenwinkeln observierte, bewegte sich auch nicht. Was der wohl wollte? In meinem Bad ! Wie kam er hierher? Wer war es? Irgendein Krimineller ? Ein Drogensüchtiger ? Oder gar ein von BP Beauftragter? Ihr kennt bestimmt solche Situationen. In Sekundenbruchteilen drängen sich Fragen auf und man trifft Entscheidungen.
    Ich hatte vor 30 Jahren sechs Wochen Kampftraining gemacht. Ich besann mich also auf diese Fähigkeiten und wählte zu meiner Verteidigung die einzige Waffe, die mir zur Verfügung stand: den Lautsprecher. Diesen schleuderte ich gekonnt und mit Berechnung auf den Kopf des Fremden. Und ich landete einen Volltreffer! Der Fremde zersplitterte in tausend Scherben!
    Und aus jedem Splitter sah mich das Gesicht des Fremden an! Erstaunt, fassungslos ! Dabei hatte ich den Spiegel erst vor ein paar Wochen erworben und montiert. Woher hätte ich dieses Gesicht mit meiner Person in Verbindung bringen sollen? Ich hatte noch nie einen Bart getragen. Wie in Gottes Namen sollte ich also wissen, wie ich mit Bart aussah? Und woher diese roten, irren Auge? Von sonstigen Aspekten ganz zu schweigen.
    Ich sah mir meine Kleidung genauer an. Kleidung war zu viel gesagt. Das Ganze bestand aus einem verkrusteten Etwas, dessen Hauptbestandteile augenscheinlich Zigarettenasche, Kaffee und irgendwelche Essensreste waren.
    Nachdem ich in mühevoller Arbeit die Splitter entfernt habe (nicht ohne mich vorher zu rasieren), sitze ich nun entspannt in der Badewanne und sinniere über Gott und die Welt. Dabei drängt sich mir eine Frage auf: was ist, wenn auch wir nur Figuren in einer virtuellen Welt sind? Hat das Farmen dann vielleicht doch einen tieferen Sinn? Hilft es meiner Seele, Frieden und Erfüllung zu finden? Vielleicht gibt Willi mir darauf irgendwann eine Antwort.
    Mich beschäftigt außerdem was viel praktischeres: vorher hat meine Tochter angerufen und ihren Besuch für morgen angesagt. Sie wolle mit mir was unternehmen. Dabei klang ihre Stimme ziemlich streng. Was mich wohl morgen erwartet? Ich wollte sie abwimmeln, keine Chance! Ihre Stimme klang auch nicht gerade lustig. Mal sehen, ob ich nicht zwischen 2 Ernten morgen mit ihr was unternehmen kann. Ich halte euch auf dem Laufenden."
     
  3. -Skorpion1211-

    -Skorpion1211- Lebende Forenlegende

    Guten Abend, tschik, tja, da hast Du uns wohl etwas unterschätzt, danke für Deine Fortsetzung, ich hoffe doch, Du schreibst jetzt weiter... lg, ich melde Dich dann auch gerne aus dem Vermisstenfred wieder ab "Farmer, wo bist Du? Bitte melde Dich!"

    EDIT hat gerade gelesen, Du hast Dich selbst gefunden - gut so, Glückwunsch!

    ***********************************

    und schubs - tschik, wo bist Du, wir warten auf Fortsetzungen...:inlove:;)

    und nein, dieser Fred ist immer noch net zu ...
     
    Last edited: Jul 5, 2018
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  4. cooley

    cooley Lebende Forenlegende


    Das sollte er meiner Meinung nach auch nicht... wäre wirklich schade um dieses Talent des Schreibers...:)

    ...also tschik ich schubse mal wieder nach vorne, da musst Du nicht solange suchen -
    bin ja nicht alleine, der auf Fortsetzungen hofft...;)
     
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  5. -Skorpion1211-

    -Skorpion1211- Lebende Forenlegende

    Hallo in die Schubsrunde ...

    ich beteilige mich zumindest am Schubsen und erinnere Dich an Dein Versprechen, lieber tschik…. - wir warten auf Fortsetzungen, lg.

    wir warten geduldig, lieber tschik….



    auch das interessiert uns, hat sich Deine Tochter wieder gemeldet?
    habt Ihr was Schönes miteinander unternommen oder hat sie Dir den Nischel ordentlich gewaschen?
    hast Du inzwischen einen neuen, brauchbaren Spiegel, welcher Dein Gesicht nicht in tausend Einzelteilen präsentiert?
    Fragen über Fragen, wir sind gesund neugierig - Hauptsache, es geht weiter!
    lg. Uhuline Marion

     
    Last edited: Jul 24, 2018
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  6. tschik

    tschik Forenexperte

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    Wie schön das Leben sein konnte! Das Wochenende hatten sie miteinander verbracht. Alles war so gewesen wie davor- bevor sie diesen Abend mit Micha und Elli verbracht hatten.

    Am Samstag waren sie nach München gefahren und hatten am Rathausplatz mit ihrem neuen Projekt begonnen. Dieses wollten sie in den nächsten Monaten in verschiedenen Städten durchführen. Er war der aktive Teil, sie stand im Hintergrund und filmte mit dem Smartphone das Geschehen. Das Projekt war recht einfach. Er setzte sich in ungewaschener Kleidung auf eine zerlumpte Decke, neben sich einen Hut. Wie ein Bettler eben !
    Daheim hatten sie zweisprachig (deutsch und englisch) Kartons beschriftet: „statt einer Münze gib mir lieber ein Lächeln oder ein freundliches Hallo“(instead a coin give me a smile or a friendly hello“).
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    Immer wenn jemand vor ihm stehen blieb, hielt er die Kartons in die Höhe. Ihre Rolle war die einer Touristin, die filmte. Es gab viele sehr interessante Reaktionen, die meisten waren einfach verblüfft, das einem Bettler ein Lächeln wichtiger war als eine Spende. Und genau das wollten sie erreichen: den Menschen zu zeigen, was wirklich wichtig war. Besonders für die Menschen, die am untersten Rand der Gesellschaft waren. Trotzdem erhielt er auch etliche Münzen, so dass ihre Fahrtkosten sich amortisierten.

    Das gab natürlich Gesprächsstoff für den Samstagabend. Sie sahen sich die Aufnahmen an, debattierten darüber und machten Pläne für den nächsten „Auftritt“. Dem folgte eine sehr schöne Nacht.

    Den Sonntag verbrachten sie mit gemeinsamen Kochen, rumalbern und Gesprächen.

    Diese Gespräche über Gott und die Welt liebte sie am meisten. Ob Politik, Glauben oder Wirtschaft: sie fanden immer Themen zu denen sie sowohl kontrovers als auch harmonierend ihre Meinungen wiedergaben, korrigierten und letztendlich beinah immer zu einem gemeinsamen Konsens kamen. Der „Konsens“ wurde dann immer mit einem feierlichen Schluck Wein „gefeiert“.


    Dabei war es nicht immer so in ihrem Leben. Sie hatte vor ihm noch einmal geliebt. So wie man im Elan und der Unerschütterlichkeit der Jugend nur lieben konnte. Ihr damaliger Freund war dann irgendwann der Realität entglitten und begann, Drogen zu nehmen. Eines Abends hatten sie wegen einer Belanglosigkeit gestritten. Sie war wütend zu Freunden gefahren. Als sie nachts wieder heimkam, lag er tot auf der Couch. Überdosis! Sie hatte danach enorme Psychische Probleme. Irgendwann begann sie mit ehrenamtlichen Tätigkeiten. Diese füllten ihr Leben aus und durch das Kennenlernen des Leides anderer, wurde ihr eigenes Leiden geringer.

    Dann lernte sie ihn kennen. Er war einfach anders. Sie hielt ihn für einen weltfremden Spinner. Bis sie einmal ein längeres Gespräch führten. In diesem Gespräch versuchte er ihr klarzumachen, dass ihr soziales Engagement eine falsche Ursache hätte. Sie solle erst den Menschen sehen und dann die Situation. Dann würde sie auch mehr als nur Befriedigung erleben. Sie würde zu wenig geben und zu viel nehmen. Dabei meinte er mit "nehmen" das Bedürfnis damit ihr eigenes Trauma zu bewältigen. Er hielt ihr den virtuellen Spiegel vor. An diesem Abend ging sie in dem festen Glauben heim, diesen Spinner und sein komischen Ansichten schnell zu vergessen. Doch statt dessen starrte sie immer wieder in den Spiegel, seine Worte waren wie eingebrannt darin.

    Sie trafen sich wieder. Sie kam zu der Einsicht, dass sie bisher eher eine soziale Funktionärin war. Sie wurde zu einem mitfühlenden Menschen. Danach war auch ihr Trauma kaum noch von Bedeutung. Sie konnte aber auch ihm einige ihrer Ansichten näher bringen. Es entstand so was wie eine lockere Freundschaft. Bis er eines Abends mit einem Lachen verkündete, er wäre sich sicher dass sie innerhalb der nächsten Wochen miteinander schlafen würden. Daran hatte sie im Traum noch nicht gedacht und bedachte ihn nur mit einem Lächeln.

    Zwei Wochen später war es so weit. Sie lud ihn zu sich ein ...

    Selbstvergessen starrte sie auf den Bildschirm. Ach ja! Ihm zuliebe hatte sie in den Wochen der Fußball WM einiges über Fußball gelernt und recherchiert. Diese Erkenntnisse wollte sie nun ihren Freunden aus dem Forum mitteilen.


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    "Das Kicken .

    Noch bevor der Mensch aufrecht gehen konnte, praktizierte er schon das Kicken. Totenschädel, runde Steine sowie runde Früchte dienten dazu. Historiker sind der Meinung, dass wir den aufrechten Gang dieser Zuneigung zu verdanken haben. Die Affenmenschen begeisterten sich immer mehr fürs Kicken. Sie merkten schnell, dass es viel effektiver war, wenn sie dabei aufrecht standen. Die „Meisterkicker“ unter ihnen vererbten diese Leidenschaft auf ihre Nachkommen. Da diese es schon ganz früh praktizierten, kam nach einigen Generationen der aufrecht stehende Kicker zustande. Im weiteren Verlauf wurde das Spielgerät,- der Ball- perfektioniert. Man fertigte diesen aus den Häuten der erlegten Tiere, z.B. Dinos. Auch hier kamen durch diese Fertigkeit als Nebenprodukt etliche nützliche Dinge zustande- Behältnisse, Lederkonfektion, etc. Auch im weiteren Verlauf der menschlichen Evolution waren etliche große Entdeckungen dem Spaß am Kicken zu verdanken. So kam ein schlechter Kicker, aber leidenschaftlicher Zuschauer eines Tages auf die Idee, weitere Runde Dinger zu erfinden und erfand das Rad. Wahrscheinlich würde der Mensch ohne die Leidenschaft zu kicken auch heute noch auf Bäumen leben.

    Auch auf die Kriegsführung hatte das Kicken Einfluss. Die Feldherren wussten, dass sie zur Ertüchtigung und Motivation ihren Kriegern nur einen Ball geben mussten. Es kam sogar vor, das sich feindliche Armeen gegenüberstanden und erst ein paar Bälle hin und her kickten, bevor sie sich gegenseitig abschlachteten. Nachweise zu diesem Einfluss :

    - In den Regeln und Begriffen der durch die Kickleidenschaft entstandenen Sportart Fußball wimmelt es von aus dem Kriegsgeschehen entliehenen Bezeichnungen. Kriegsfallen (Abseitsfalle), Tore schießen, Flanken schießen, Verteidigung, Angriff, Abwehrschlacht, Sturm, Ansturm, Köpfen und viele mehr.

    - Auch als man später Regeln festlegte und das Fußballspiel seine Evolution begann, wurden die meisten dieser Regeln aus dem Kriegsgeschehen entliehen. So spricht man von der „eigenen oder gegnerischen Hälfte“ -praktisch das Territorium. Wenn ein Spieler sich als Kundschafter (Spion) betätigt, d.h. sich vor die Gegner schleicht und dabei entdeckt wird, wird dies bestraft (Abseits). Die Tore symbolisieren das Tor einer Festung. Wenn der Ball im Tor landet, hat man das Tor zur Festung geöffnet und diese erobert. Auch die Mannschaftsaufstellung (Torhüter, Sturm, Verteidigung) sowie die Taktiken gehen auf Kriegsstrategien zurück.

    Das Fußballspiel

    Nachdem das Kicken erwiesenermaßen die Evolution der Menschheit nachhaltig beeinflusst hat, ist es nicht verwunderlich, dass der größte Teil der Weltbevölkerung an der daraus entstandenen Sportart Fußball emotional teilnehmen.

    Das kann man auch durch etliche Fakten belegen. Die großen Helden des Fußballs haben einen viel größeren Bekanntheitsgrad als jede andere Persönlichkeit. Ronaldo, Pele, Beckenbauer sind mind. 60% der Weltbevölkerung bekannt. Hannibal, Napoleon und ****** haben dagegen einen Bekanntheitsgrad von etwa 40%. Gegenwärtige Politiker wie Trump, Merkel oder Putin kommen dagegen auf max. 30%. Genauso ist es auf nationaler Ebene: der gebrochene Knöchel von Torhüter Manuel Neuer hat mehr Menschen beschäftigt als jedes andere Thema auf nationaler Ebene.

    Das Spiel selber ist leicht erklärt. Je 11 Mann aus einer Mannschaft verteidigen die eigene Festung (dafür steht symbolisch das Tor) bzw. greifen die Festung (Tor) der anderen Mannschaft an. Dafür gibt es verschiedene Strategien. Wichtig sind die Tore. In jedem Tor steht ein Tor –Hüter. Tore kann man aus dem Spielgeschehen heraus erzielen oder auch aus einem Straf-stoß heraus, dem Elfmeter – symbolisch ist da für jeden Mannschaftskameraden 1Meter. 11 Mann-11 Meter. Der Ball darf nur von dem Torhüter mit jedem Körperteil gespielt werden, die Feldspieler dürfen dafür die Hände nicht benutzen. Als besonders schmerzhaft ist der Lattentreffer hervorzuheben. Komischerweise gibt’s diesen auch im Frauenfußball.

    Ansonsten ist es wie im Krieg- aber ohne Waffen. Die Zuschauer wünschen der gegnerischen Mannschaft Pest und Cholera sowie jeden sportlichen Misserfolg. Nach dem zumeist 90-minütigen Krieg gehen sie Bier trinken, und streiten bis sie sich in die Arme fallen. Eine Ausnahme hiervon ist die Huuligans (altdeutsch: Höhlengans). Diese Spezies sind Primaten, die sich nicht weiter entwickelt haben. Sie haben keine Favoriten, sind gegen alles und alle. Meistens kämpfen sie gegen andere Huuligänse, da zivilisierte Menschen sich nicht mit ihnen abgeben.

    Die Spiele werden von den Göttern in Schwarz geleitet. Auch hier ist Symbolik ein wichtiger Faktor. Diese Götter – auch Schiedsrichter genannt- tragen die Farbe des Todes. Aus einem ganz einfachen Grund: sowohl der Tod als auch die Entscheidungen des Schiedsrichters sind nicht rückgängig zu machen. Kein Machthaber dieser Welt, keine noch so starke Armee, kein Gesetz dieser Welt- nicht mal Gott- können die Entscheidung eines Schiedrichters ändern.

    Bei den Weltmeisterschaften gibt es genauso viele Favoriten wie Mannschaften. Jeder Fan einer Nationalmannschaft zählt seine Mannschaft zu dem engeren Kreis der Favoriten – selbst die Holländer oder Österreicher. Geleitet werden die Mannschaften von einem Trainer, welcher stellvertretend für die Millionen Spezialisten die Mannschaft vorbereitet. Für die Bewältigung der vielseitigen Aufgaben hat er den Trainerstab.

    Nun wisst ihr, welche Bedeutung das Kicken für die Menschheit hat. Ich wünsche euch viel Spaß für die nächsten Wochen."
     
  7. -Skorpion1211-

    -Skorpion1211- Lebende Forenlegende

    ich schenk Dir ein Lächeln mit der Bitte: "Schreib weiter !" - schönen Sonntag allen hier, lg.


    zum blau markierten:
    vorweg, im Fußballfieber befinde ich mich erst seit unserem Trio Klose - Podolski - Schweinsteiger, seitdem schaue ich jedes Nationalspiel an, wo unsere Jungs unser Land vertreten...

    Abseits ist für mich die saublödeste Erfindung im Fußball überhaupt, ich verstehe diese Regel nicht - will ich das überhaupt?
    braucht das einer überhaupt?

    oft komme ich mir so vor, als wenn sich das ganze bissel Leben "abseits" abspielt...

    Du darfst weiter schreiben, lieber tschik, ich wünsche es sogar und ich denke, einige andere auch, lg.
     
    Last edited: Aug 18, 2018
    mutterkatze and cooley like this.
  8. cooley

    cooley Lebende Forenlegende

    Ich finde Deine Geschichten sehr unterhaltsam und auch sehr zum Nachdenken anregend... deshalb,
    schiebe ich mal wieder nach vorne.:)


    Tja... da hat die liebe Technik inzwischen gewaltig "zugeschlagen"...ein Video-Beweis kann heutzutage, auch die Entscheidungen eines
    "Mannes in Schwarz" korrigieren... und Millionen Fussball-Fan's in aller Welt schauen dabei zu:)
     
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  9. -Skorpion1211-

    -Skorpion1211- Lebende Forenlegende

    nunja, mal so festgestellt, ein Beweis ist auch nur einer - nämlich dann, wenn ihn der "Mann in Schwarz" sehen will und dann sehen ihn hoffentlich immer alle, die hinschauen....

    ich für mich persönlich ordne nämlich nicht alle als so unparteiisch ein, wie sie vorgeben, sein zu wollen....

    und ja tschik, meinst Du nicht, dass Du weiterschreiben möchtest? wir warten ….lg.
     
    Last edited: Aug 18, 2018
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  10. tschik

    tschik Forenexperte

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    Er las noch mal den Entwurf für das Cover. Nach jahrelanger Recherche hatte er die Rohfassung fertig. Nun wollte er es auch einigen Bekannten aus der Branche vorstellen und dann ab zum Lektorat. Sonst würde er es noch zigmal ändern.
    Er sah den begonnenen Text im Forum und schrieb den Beitrag fertig.


    Der Traum von einer WL in diesem Event rückt leider immer mehr in weite Ferne. Na ja, mach ich halt eine Linie unter die Wolke J
    Irgendwie nehme ich das alles jetzt leichter, nach dem was mir diese Woche schon alles wiederfahren ist. Es gilt das olympische Motto „dabei sein ist alles „.
    Nun, heute Morgen kam wie angekündigt meine Tochter zu Besuch. Sie kam schon um 8.00 , obwohl sie eigentlich ein Morgenmuffel ist. Das war ein erstes Alarmzeichen. Immerhin hatte ich die Nacht durchgeschlafen, ohne neue träumerische „Eingebungen“ zu einer höheren Dropsrate, ohne gelbe, rote und blaue Wecker zu stellen. Und auch nicht auf meinem „Feldlager“, sondern das erste Mal seit letztem Freitag im Schlafzimmer. Natürlich waren alle Spuren meines aufopferungsvollen Farmer Daseins gestern schon entfernt worden (Zentimeter dicke Zigarettenasche auf dem Schreibtisch, verschütterter Kaffee, Essensreste, Listen von allen erdenklichen Farmerama Produkten). Auch mein Äußeres war ja seit der Attacke des Fremdlings gestern wieder menschlich.
    Nachdem ich Kaffee gemacht hatte und meiner Tochter gegenüber die Freude über ihren Besuch zum Ausdruck brachte, verlor sie wiederum keine Zeit und ging direkt zur Attacke über. Ob nach meinem Unfall etwa doch auch psychische Schäden zu befürchten seien ? ( Dazu muss ich kurz erklären, das ich auf Grund eines Unfalls seit mehreren Wochen krank geschrieben bin und erst im Januar wieder zur Arbeit muss. )
    Ich brauchte auch nicht mehr zu fragen, wie sie zu dieser Ansicht käme, da sie mir im selben Atemzug auch schon Fakten an den Kopf warf: ich sei von der Polizei aufgesucht worden, ich sei kaum noch erreichbar und würde herumlaufen wie eine Mischung aus Rübezahl und Dracula. Nun musste ich also die Karten auf den Tisch legen. Ich erzählte ihr, das ich ein neues online Spiel begonnen und die letzten Tage vielleicht ein kleines bisschen zu viel Zeit mit dem Spiel verbracht hätte. Die Drops Geschichte mit Nachbarin Ilse war also schnell erklärt, mein gestriges Aussehen spielte ich herunter (hoffentlich merkte sie nichts von dem fehlenden Spiegel). Von der Rettung durch mein Unterbewusstsein erzählte ich natürlich nichts.
    Doch jetzt rächte sich meine gute Erziehung. Sie hatte einen Plan ! Den hatte sie schon, bevor sie hier ankam ! Und ich wusste, ich würde sie nie und nimmer davon abbringen können. Sie hatte alles vorbereitet. Sie hätte schon seit letzter Woche einen Termin bei ihrem Seelendoktor für heute ausgemacht. Infame Lüge ! Ob ich sie wohl hinfahren würde ? Ich witterte die Falle ! Sie war doch mit dem Auto da! Sie war nicht krank ! Wieso sollte ich sie hin fahren ? Die Antwort kam prompt: ich hätte mich nach dem Unfall doch sehr verändert und ein kurzes Gespräch mit einem sehr guten Spezialisten würde doch nicht schaden, Der Doc sei wirklich ein sehr netter Mensch !
    Ich will euch weitere Details ersparen. Nach 30 Minuten hatte sie das Match gewonnen und ich stimmte zu, sie zu dem Arzt zu „begleiten“. Wie gut , das ich rein präventiv um 7.00 meine 6 Stunden Pflanzen überall angebracht hatte. Sie ging auch brav als erste zu ihm rein, kam nach 20 Minuten wieder raus und hatte den Anstand, mich nicht zu begleiten als ich zum Doc rein ging.
    Der Doc war auch nicht gerade das Musterbeispiel eines gesunden Menschen. Eingefallene Wangen, unrasiert, die Augen hinter einer Brille verborgen. Das kam mir irgendwie bekannt vor.
    Nachdem der Doc mir seine Standardfragen gestellt hatte, meinen Lebenslauf ich sich hineingesogen hatte, meinen Unfall mit mir zusammen rekonstruierte, kamen wir auf mein Verhalten in den letzten Tagen zu sprechen. Ich versicherte ihm, dies sei nur eine Überreaktion meiner Tochter darauf, das ich harmlose online Spiele begonnen hätte. Nachdem er mir den Namen Farmerama entlockt hatte , will ich euch originalgetreu seinen Diskurs wiedergeben:
    „Mein lieber Herr Tschik. Farmerama ist kein harmloses Online Spiel. Es ist ein sehr komplexes Strategie Spiel. Da muss man einiges an Zeit investieren und letztendlich kann es einen voll in Anspruch nehmen. Sagen sie mal, hatten sie Probleme wie Nahrungsentzug oder Schlafmangel ? "
    Hm, heikel diese Frage. Wieso wusste er, was für ein Spiel Farmerama war. War das etwa schon in Auslöser einer Volkskrankheit ?Wenn ich ja sagte, war ich geliefert. Also verneinte ich.
    „Ich habe den Eindruck, sie umgehen die Wahrheit. Hm ! Wie sieht es mit Ihren Träumen aus ? Haben sie den Eindruck, das ihr Unterbewusstsein auf das Spiel reagiert, sei es im Wach- oder Traumzustand ?“
    Der Mann war entweder eine Kapazität, ja beinah ein Hellseher oder aber dies waren Symptome die häufig bei Farmerama auftraten und in der Fachwelt bekannt waren. Wie hätte er sonst auf diese Frage kommen sollen ?
    Ich vermied eine direkte Antwort und sagte bloss, das man wohl immer nach etwas intensiverem Spiel auch mal davon träumen konnte. Er sah mich ernst an:
    „Das stimmt schon. Aber wir reden hier von ganz speziellen Träumen. Haben sie in letzter Zeit von tanzenden Pflanzen, einem Opernarien singenden Tier geträumt ? Oder gar davon , das sie die Lösung für ein Problem im Spiel gefunden hätten? Haben sie eventuell sogar im Wachzustand an diese Lösung geglaubt ? "
    Ich war perplex. Ich kann euch nicht beschreiben, was mir alles durch den Kopf ging. Diese speziellen Fragen konnte man als Arzt nur stellen, wenn vieeele schon diese Symptome hatten. War dies das Ende , zumindest mein geistiges Ende ? Wie viele Farmer waren wohl schon hinter verriegelten Türen ? Oder gar in Zwangsjacken ! Würde ich noch irgendwann in meinem Leben eine Ernte einfahren können ? Ich konnte nicht sprechen. Ich sah den Doc nur entsetzt an und nickte.
    Er machte einen sehr besorgten Gesichtsausdruck. Und fuhr fort, diesmal leicht schmunzelnd.
    „War es bei Ihnen eventuell auch so weit, das sie sich selbst nicht mehr erkannten ? Das sie sogar ihr Spiegelbild zertrümmert hätten ?“
    Ich sank in mich zusammen. Aus ! Ich war geliefert ! Ich hatte also alle bekannten Symptome. Hier würde ich nie mehr als freier Mensch raus kommen . Die würden mich voll stopfen mit gelben, blauen und roten Pillen. Mein Geld würde BP erben !
    Und jetzt wurde der Doc auch noch richtig sadistisch. Er brach in ein lautes Lachen aus, ja er krümmte sich sogar vor Lachen. Tränen schossen aus seinen Augen. Der kriegte sich gar nimmer ein ! Er hatte noch ein Farmerama Opfer an der Leine und freute sich wie ein kleines Kind.
    „Und werden sie auch im Forum über ihren Besuch bei mir schreiben ?“ prustete er.
    Ich nickte automatisch. Die Gelegenheit würde ich wohl eh nicht mehr haben.
    Nachdem er noch eine geschlagene Minute seine Lachkrampf pflegte und ich nur noch an dämonische Psychiater denken konnte, gelang es ihm dann letztendlich, mir meine „Krankheit“ zu erklären.
    Der Doc wusste alle Details !
    Er hatte meine Beiträge im Forum gelesen !
    Er war selber Farmer !!!
    Ich brauchte ziemlich lange , bis diese Erklärungen von meinem Gehirn verarbeitet wurden und ich von der grausigen Vorstellung eines seelenlosen Zombies zum befreiten Lachen kam.
    Nachdem wir also eine Lachparade im Duett absolviert hatten, tauschten wir Erfahrungen und Stimmungen über unser Farmerdasein aus. Der Doc nahm mir das Versprechen ab, nichts von seiner zweiten Existenz zu erzählen. Dafür verschrieb er mir ein paar Medikamente, mit denen das pflanzen in kurzen Abständen erträglicher würde.
    Nach einer Stunde verließ ich in allerbester Stimmung seinen Behandlungsraum. Er kam mit raus und erklärte meiner Tochter, das mit mir alles in Ordnung sei. Daraufhin war meine Tochter beruhigt. Wir gingen zusammen essen und darauf hin hatte sie es eilig, sich zu verabschieden. Ich auch ! 13.00 näherte sich und ich musste zeitnah ernten !!
    Hey Doc ! wünsche Ihnen eine gute Position in den Tops.
    Dieser Wunsch gilt natürlich an euch alle: liebe Forumsleser und Mitfarmer !
    Ach, ist das Leben herrlich !
     
  11. -Skorpion1211-

    -Skorpion1211- Lebende Forenlegende

    Dankeschön, auch für diesen neuen Beitrag, lieber tschik, herzhaft gelacht, iwie finden wir uns ja fast alle in dem beschriebenen Monstrum wieder ne? der eine mehr, der andere weniger... dieses verflixte Spiel hat schooon seine Auswirkungen...

    der Eine mag es zugeben, der Andere nicht, möchte nicht wissen, wie viele Doktoren schon verseucht sind...

    Mein Wunsch: schreib weiter, aber mach keine so langen Pausen mehr, noch haben wir mehr Events am Hut, als so lustige Geschichten von Dir, schönen Abend allen und eine schöne, erholsame Zeit...lg.
     
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  12. tschik

    tschik Forenexperte

    Lachen und weinen
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    Ein wunderschöner Herbsttag. Die Sonne schien mit nachlassenden Kräften, die Erinnerungen an die volle Kraft ihrer Strahlen war aber noch nicht verblasst. Sie liebte diese Herbstmilde.

    Er wollte am späteren Nachmittag kommen, da er ein Gespräch bei einer lokalen Zeitung hatte. Eine Kopie seiner Geschichtesammlungen lag auf ihrem Tisch. Sie wollte die Zeit nutzen um diese zu lesen und dann nachmittags mit ihm zu besprechen. Sie machte es sich auf der Terrasse bequem. Allein schon der Titel machte sie neugierig.


    Geschichten aus dem Baum

    Heute war einer der Tage, an denen der alte Mann seinen Zuhörern eine Geschichte aus dem Baum vorlas. Es waren mittlerweile über 100 Leute, die sich bei seinen „Lesungen“ einfanden, größtenteils aus den umliegenden Wohnhäusern. Manchmal war auch ein Reporter da.

    Begonnen hatte es vor mehreren Monaten, als der alte Baum gefällt werden sollte. Er stand mitten in einer Wohnhaussiedlung. Eigentlich stand er schon ewig da, noch bevor auf diesem Areal überhaupt was gebaut wurde. Im Laufe der Zeit wurden die Bäume ringsum gefällt und es entstand eine Wohnsiedlung ringsum. Der alte Baum blieb, letztendlich wurde er zum Mittelpunkt einer Spielwiese. Unter seinem großen Blätterdach spielten die Alten Karten, Schach und Backgammon. Die Jungen knutschten nachts an seinen Stamm gelehnt oder machten ihn zum Mittelpunkt ihrer Spielabenteuer. Der alte Mann hatte Jahrzehnte seines Lebens in dieser Siedlung verbracht und speziell in den letzten Jahren eine besondere Beziehung zu ihm hergestellt.

    Nun wollte die Wohnungsbaugesellschaft den Baum fällen, um einen Blumenladen mitten in die Wiese zu bauen. Als die Nachricht die Runde machte, war der Schock groß für den alten Mann. Aber auch viele andere Bewohner aus der Siedlung waren empört und so entstand sehr schnell eine Initiative gegen das Fällen des Baumes.

    Der alte Mann wusste aus seiner Lebenserfahrung, dass dies nur eine Hinauszögerung sein würde. Man würde die große Mehrheit beschwichtigen, man würde in einer Stadtratssitzung die Gefahren die von dem alten Baum ausgingen analysieren, um dann letztendlich zu dem Ergebnis zu kommen das sein Verbleib nicht mehr tragbar wäre.

    Er verbrachte immer mehr Zeit unter dem Baum, bis er eines Tages einen Rucksack mit allem notwendigen packte, sich eine Leiter besorgte und in den Baum stieg. Er wollte 1-2 Tage im Hause seines alten Freundes wohnen, dem Baum.

    Der Tumult, der dabei entstand, ist aus anderen Aktionen hinlänglich bekannt: Unterstützung seitens der Umweltschutzorganisationen, Feuerwehr, Berichterstatter, Parteileute und viele andere mehr oder weniger interessierte. Nachdem der alte Mann bekanntgab, nach 2 Tagen wieder runterzukommen und belegen konnte, das er für diese Zeit alles nötige dabei hatte und auch geistig voll da wäre, legte sich die Aufregung. Der alte Mann zog sich im Blätterdach so weit zurück, das er aus dem Blickfeld der anderen geriet. An einen dicken, knorrigen Ast gelehnt gab er sich seinen Gefühlen für den „alten Freund“ hin. Er begann zu spüren, dass die Schwingungen seiner Gefühle immer mehr eins mit denen des Baumes wurden. Er versank in eine Art Trance und fühlte sich geborgener als zu jedem anderen Zeitpunkt der letzten Jahrzehnte.

    Irgendwann viel ihm ein Blatt aus einem über ihm befindlichen Ast in den Schoß. Er nahm es mit zittrigen Händen auf, da ihn das Gefühl befiel, sein Freund würde mit einem langen Abschied beginnen. Als er es genauer betrachtete, wurde er hellwach. Das Baumblatt war beschrieben. Es berichtete von einem Tag aus dem Leben eines Anwohners der Siedlung. Der alte Mann betrachtete die Blätter ringsum und stellte fest, dass alle Blätter beschrieben waren.

    Nachdem er einen ganzen Tag lang die beschriebenen Blätter gelesen hatte, kam er zu der Überzeugung das der Baum hier auf jedem Blatt Geschehnisse aus dem Leben der Menschen innerhalb des „Sichtkreises“ des Baumes gespeichert hatte. Und zwar seit dem Zeitpunkt der ersten Wohnungen bis heute.

    Um nicht aufzufallen, kletterte er nach den angekündigten 2 Tagen vom Baum und verkündete , für ihn sei es eine Art Therapie, ein paar Stunden „auf dem Baum“ zu verbringen und er beabsichtige, dies täglich ein paar Stunden zu tun, so lange der Baum noch da sei. Die Menschen nahmen es mit einem Lächeln, teilweise auch mit Besorgnis und auch zum Teil mit Verständnis zur Kenntnis.

    Daheim packte er ein paar mitgenommene Blätter aus seinem Rucksack, um weiter zu lesen. Er musste feststellen, dass es da nichts zu lesen gab. Die vorher beschriebenen Blätter waren grün und unbeschrieben. Am nächsten Tag kletterte er mit dem ersten Tageslicht wieder auf den Baum und stellte erleichtert fest, dass die Blätter wieder beschrieben waren.

    Er konnte die Geschichten also bloß auf dem Baum lesen, stelle aber auch fest dass auf den abgerissenen Blättern die Zeilen zu verblassen begannen. Jedes Blatt würde also nur für eine gewisse Zeit seine Geschichte preisgeben und dies auch bloß auf dem Baum. Er empfand ein Gefühl großer Trauer: sollten diese Zeugnisse aus der Vergangenheit so vieler Menschen einfach so verschwinden? Jede der Geschichten, die er bisher gelesen hatte, offenbarten wahre Wunder, es waren keine Erzählungen irgendeines normalen Tages. Jede Geschichte berichtete über einen besonderen Tag eines Menschen, manche fröhlich, manche besinnlich, manche traurig.

    Er beschloss, sich ein Aufnahmegerät zu besorgen und während des Lesens im Baum alle Geschichten aufzunehmen. Er besorgte sich mehrere der kleinen Technikwunder, wobei ihm einige Jugendliche sehr hilfreich zur Seite standen.

    Nach ein paar Tagen fiel es auf, dass er mit einem Blatt vor seinen Augen stundenlange Diktate aufnahm.

    Man war besorgt! Also erzählte der alte Mann die Wahrheit. Das eben auf jedem Blatt des Baumes eine Geschichte aus dem Leben eines Menschen, der in einer der umliegenden Wohnungen gelebt hatte oder noch lebte, zu lesen sei. Lachend erklommen etliche Menschen den Baum, doch keiner konnte was lesen. Sie hielten nur grüne Blätter in der Hand, welche der alte Mann ihnen besorgt abnahm.

    Jetzt war man noch mehr besorgt! Der alte Mann ergriff die Flucht nach vorn und las ihnen eine der Geschichten vor.

    Die Zuhörer staunten. Der alte Mann konnte faszinierende Geschichten erzählen. Man sah, dass er für sich sorgen konnte und außer dieser Eigenart, nur im Baum die faszinierendsten Geschichten zu erfinden, schien er ja noch in Ordnung zu sein. Im Laufe der Zeit wurde er so manchem unheimlich. Es geschah, das er Geschichten erzählte, in denen sich Menschen aus der Siedlung wieder erkannten oder zumindest diese jemandem zuordnen konnten. Also begann der alte Mann, die Geschichten, die er vorlas sorgsam zu selektieren, um nicht zu viele vor den Kopf zu stoßen.

    Er wurde zu einer Berühmtheit! Menschen außerhalb der Wohnsiedlung kamen, um seine Geschichten zu hören. Aber auch Leute von lokalen Sendern, Zeitungen und sogar von einem kleinen Verlagshaus kamen vorbei. Nachdem ihm verschiedene Angebote gemacht wurden, die er anfangs alle ablehnte, blieb ihm nichts anderes übrig als sich das Urheberrecht für diese Geschichten anzueignen.

    Unter dem Baum fand ein geselliges Treiben statt, Bänke wurden herbeigebracht, manche kamen mit Picknickdecken und Provisionen an Essen und Trinken, andere mit Aufnahmegeräten. An dem Baum hatte er ein bedrucktes Blatt angebracht, in welchem er die Aufnahme und Weitergabe der Geschichten gestattete, so lange diese nur für den persönlichen Gebrauch waren. Jede kommerzielle Wiedergabe war nur mit seiner ausdrücklichen Genehmigung erlaubt. Diese gab er ab und zu einer Zeitung, mit der Auflage, den ausgehandelten Betrag an die örtliche Naturschutzorganisation zu überweisen. Mit Hilfe seiner jugendlichen Fans waren auch 2 Lautsprecher und 1 Mikrophon installiert worden. Diese nutzte er, wenn mehrere Zuhörer da waren.

    Unter dem Baum wurden noch 2 Behälter angebracht, eine mit frischem Wasser aufgefüllte Schale, in welche die abgefallenen Blätter gelegt wurden (diese nahm er dann jeden Tag mit in den Baum und las sie als erste). Die Zweite war für kleine Spenden, um den Baum (und auch den alten Mann)zumindest so lange am Leben zu erhalten, bis kein Blatt mit einer Geschichte mehr erschien.

    Zumindest wurde im Stadtrat jede Entscheidung bezüglich des Schicksals des Baumes bei jeder Sitzung vertagt.

    Heute würde er „ihnen“ eine ganz besondere, aktuelle Geschichte aus dem Baum vorlesen. Er hatte Bäche von Tränen vergossen, als er diese Geschichte gleich bei Tagesanbruch als erste las. Das Blatt war ihm in den Schoß gefallen. Er wusste, diese Blätter waren von dem Baum speziell auserkoren. Auch wenn es sich um eine Person handelte, die heute noch da wohnte und von den anderen Bewohnern identifiziert werden konnte. Entgegen seiner Gewohnheit, Geschichten mit identifizierbaren Personen zu vermeiden, diese musste erzählt werden!

    Also begann er mit vom Weinen geschwächter Stimme:


    Jetzt weine ich alleine !

    Ahmud hatte mit 15 Jahren schon mehr traumatisches erlebt, als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben.

    Weinen war für ihn etwas Alltägliches, es gehörte zu seinem Leben wie Wasser und Brot.

    Er weinte wenn die Bomben fielen! Bei jedem Bombeneinschlag setzte das Leben zwei Mal für Sekundenbruchteile aus! Das erste Mal, wenn man das Jaulen der abgeschossenen Bomben hörte. Wenn dieses Geräusch nicht mehr zu hören war, setzte das Leben für einen Sekundenbruchteil aus. In diesem einen Augenblick war nur Stille! Danach erst brach die Hölle aus. Man hörte den Einschlag! Ein Krachen welches die Hölle noch näher brachte. Das Krachen war unterschiedlich, je nach Entfernung des Einschlags und auch abhängig davon, was getroffen wurde. Dann war meist wieder nur eine sich elendig lang anfühlende Stille. Obwohl auch dies nur Augenblicke waren.

    Danach kam das normale Leben. Man stellte in Sekunden fest, dass man nicht getroffen war, das alle im Raum noch da waren und lebten. Dann hörte man schon die anderen Komponenten des normalen Lebens: Schreie, Weinen, derbe tränenerstickte Männerflüche.

    Und da konnte man endlich weinen. Der Vater, die Mutter, die Geschwister und andere Verwandte oder Freunde, die gerade da waren. Alle weinten! Jeder auf seine Art ! Und man konnte selbst mitweinen, ohne jede Hemmung, ohne Scham!

    Dabei weinten sie alle schon lange nicht mehr aus Angst vor dem eigenen Tod! Sie weinten, weil sie Angst hatten, das schon wieder jemand gestorben sei, ein Verwandter, ein Freund, ein Nachbar. Dieser Schmerz einte sie und brachte sie zur Verzweiflung. In diesen Momenten wünschte er sich, selbst derjenige zu sein, der dieser Hölle durch den gnädigen Tod entkommen konnte. Doch dieses gemeinsame Weinen war alles, was ihnen noch geblieben war. Das gab ihnen zugleich auch die Stärke, sich immer und immer wieder dem Schicksal zu stellen.

    Eines Tages kam der Vater mit einem Onkel heim und sagte, dieser Onkel würde Mahmud wegbringen und als Garant in der Türkei bleiben, bis er in Europa sei. Mit großen Augen sah Mahmud, wie sein Vater einen Bündel Geld in verschiedene Päckchen teilte. Ein Packerl für die Leute, welche ihn und seinen Onkel bis zur türkischen Grenze bringen würden. Ein weiteres für den Onkel, damit er sich und Mahmud über Wasser halten konnte, bis Mahmud die Reise antrat. Und das Größte Packerl für die Garantie. Dies sollte bezahlt werden, wenn Mahmud in Europa war. Dann wurde erst mal gemeinsam geweint.

    Danach nahm der Vater Mahmud an der Hand und führte ihn in ein abgeschiedenes Zimmer. Hier erklärte er ihm, es gäbe nur noch diese Möglichkeit um Mahmud „rein“ zu halten. Wobei er ihm nicht erklärte, was „rein“ bedeutete, er wusste es auch so. Mahmud sei jetzt beinah 15 und „sie“ würden jetzt alle hinter ihm her sein und seine Dienste verlangen. Die Regierung, die verschiedenen Rebellengruppen oder die „anderen“, die einen weiteren Staat installierten.

    Sie kannten alle keine Gnade. Ohne die Zugehörigkeit zu einer der Gruppen wäre er ein toter Mensch, unweigerlich!

    Dann würde der Schmerz noch größer sein für die Gebliebenen.

    Mahmud wusste, der Vater hatte sich mit einer der Gruppen „arrangiert“, sonst hätten sie kein Geld mehr und der Vater würde auch nicht mehr unter ihnen sein. Der Vater gestand dies auch und sagte ihm, er wäre da eh nur pro Forma, um die Familie am Leben zu erhalten. Aber er könne und wolle Mahmud nicht zum mordenden Monster werden lassen. Und vielleicht könne Mahmud sie sogar eines Tages nachholen.

    Danach weinten sie alle zusammen, die Mutter, der Vater, die Geschwister, Verwandten und anwesende Freunde. Sie weinten den Rest des Tages bis tief in die Nacht. Dann mussten sie los, Ahmud und der Onkel.

    Ahmud musste danach noch oft weinen, manchmal alleine, manchmal mit dem Onkel oder anderen Fremden, die sein Schicksal teilten. Auch als sein Onkel erschossen wurde! Auch als er erniedrigt und für Sexspiele missbraucht wurde ! Auch als er halbtot geschlagen wurde!

    Doch er hielt durch! Er wollte nicht, dass sie wegen ihm weinten. Die, welche noch zusammen weinen konnten!

    Irgendwann, er nahm es nur durch die Schleier der Wirklichkeit wahr, kam er in Europa an. Und kam auch in Deutschland an.

    Sie gaben ihm Hilfe; Kleider, Medikamente, Unterkunft, Lehrer. Und auch viel Mitgefühl. Doch keiner weinte mit ihm.

    Nächtelang weinte er alleine, betete für seine Eltern, Geschwister, Freunde und Verwandten. Er vermisste sogar die Boten des Todes und das anschließende Umarmen und zusammen weinen.

    Sie lernten ihn die Sprache, Gesetze, Sitten und Gebräuche. Zu allem gab es Regeln! Er lernte auch diese, kam schließlich zu einer sehr netten Familie und durfte auch zur Schule. Manchmal sahen ihn die Menschen scheu oder auch mit Unverständnis an. Sein bisheriges Leben und das einsame Weinen hatten sich in seine Gesichtszüge eingegraben: aus einem hübschen Jungen war ein befremdender junger Mann geworden. Die Familie war nett zu ihm, er hatte ein eigenes Zimmer, war wohl behütet und hätte sich über sein Leben in Sicherheit freuen können. Doch darüber hinaus fühlte er täglich, das sie nie mit ihm zusammen weinen würden.

    Er ging sogar ein paar Mal auf den nahe gelegenen Friedhof und sah, dass sie selbst bei Beerdigungen nicht zusammen weinten. Nur jeder für sich ! Wenn überhaupt.

    Es gab viele nette Menschen um ihn herum, aber sie konnten nicht weinen. Abends schlich er sich oft zu dem alten Baum, lehnte sich an seinen Stamm und weinte. Hier hatte er das Gefühl, das er nicht alleine weinte.

    Von der Familie, bei der er lebte hatte er sich nur eins gewünscht, ein Handy. Er bekam es auch und durfte es auch für Anrufe nach Syrien benutzen, so lange er es nicht übertrieb. Die Regeln waren wichtig! Dabei hatte er eh keine Rufnummern aus Syrien, außer von seiner Familie. Hier aber antwortete keiner. Als er schon befürchtete, es gäbe seine Familie nicht mehr, kam eine Nachricht von seiner Mutter. Sie hätten sehr selten Funkverbindung und Nachrichten wären da der bessere Weg. Natürlich schrieb sie ihm noch vieles vom Herzen und Mahmud weinte.

    Er schrieb ihr auch gleich eine Antwort.

    „ Mama. Ich bin In Europa. In Deutschland. Es geht mir gut.

    Ich gehe zur Schule. Ich lerne und lebe nach den Regeln.

    Aber ich brauche euch! Auch wenn ich in Sicherheit bin, muss ich oft weinen!

    Und, Mama, jetzt weine ich alleine ... “

    Der alte Mann war, es gewohnt das nach seinen Geschichten geplaudert, debattiert wurde. Doch jetzt herrschte eine nie dagewesene Stille. Mit gesenktem Kopf ging einer nach dem anderen. Bei manchem konnte er die Tränen sehen, die meisten versteckten sie. Sie weinten allein!

    Er las eine weitere Geschichte für sein Aufnahmegerät. Als er viel später den Kopf hob, sah er, dass etliche wieder gekommen waren und sich schweigsam um ein großes selbstgebasteltes Plakat versammelt hatten. Darauf stand in großen Buchstaben:

    „Mahmud, komm lass uns zusammen weinen !“
    [​IMG]

    Sie wischte ein paar Tränen aus den Augen. Mit einem ganz anderen Gefühl nahm sie die Bäume im Garten wahr. Da war dieser alte knorrige Apfelbaum. Schon lange hatte sie eine Verbundenheit mit ihm gefühlt. Und das nicht nur wegen der Äpfel, die jährlich besser schmeckten. Sie musterte die Blätter, die in den verschiedensten Farben vorhanden waren. Teilweise noch in dem kraftvollen Grün des Sommers, teilweise in den Farben des nahenden Abschieds. Sie erzählten noch von der vollen Blüte und dem nahenden Vergehen. Unter dem Eindruck der Geschichte hatte sie das Verlangen hinzugehen, um von jedem schon welken Blatt seine letzte Geschichte zu erfahren. Seufzend unterdrückte sie dieses Verlangen und öffnete auf dem Tablett die Seite zum bevorstehenden Event.


    Alle Erlöse aus diesem Event kommen dem Malala Fund zugute
    „Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift können die Welt verändern.“, sagte dieses mutige Mädchen Malala 2013 in ihrer Rede vor den Vereinten Nationen.
    Sie war selber mit Herz und Seele ehrenamtlich in soziale Projekte eingebunden. Die Geschichte des Mädchens Malala war ihr natürlich bekannt. Sie las die Posts im Forum und wurde immer unruhiger. Neben vielen bejahenden und verständnisvollen Posts waren wie immer auch etliche Negative. Man untersuchte die Effekte und Mechanik eines solchen Events statt einfach das Event an sich so zu akzeptieren wie es war. Ihr Unmut nahm zu. Da entdeckte sie auch einen Post von ihm. Den musste er noch morgens vor seinem Termin bei der Zeitung geschrieben haben.



    Schon wieder eine schlaflose Nacht.

    Nach dem gestrigen Treffen mit dem Doc (Altfarmer), dem Polizisten (unser Küken) und mir, ging ich recht zuversichtlich an die neuen Aufgaben im Farmerleben ran. Wir hatten neue Strategien entwickelt und ich wollte auch zügig damit beginnen, diese umzusetzen.
    Gemäß unserem neuen Motto „sechs Drops & Ingrids Soul“ richtete ich voller Elan alles her. Kaffee, Zigaretten, belegte Brote, Rasierapparat (falls es wider Erwarten länger dauern sollte) und die blauen, gelben und roten Pillen vom Doc mit einer Wirkungsdauer von 3, 4 und 6 Stunden.
    Dann begann ich, mich mit dem Event auseinander zu setzen. Erst den Intelligenztest bei der FAQ. Ich glaube, den habe ich bestanden. Dann die ersten Tomaten gepflanzt und die Grafik bewundert. Ich finde, es ist ein leicht zu bewältigendes Event, da es 14 Tage läuft. Müsste auch ohne Feldlager zu schaffen sein.
    Nun ging es an die Pflichtlektüre, in die Aula der Spezialisten und Superstrategen. Ins Forum ! Unglaublich, was sich da schon angesammelt hatte. Über 20 Seiten.
    Half alles nichts, da muss man durch.
    Nach den ersten Seiten schon beschlich mich das Gefühl, das ich in meinem Leben vieles falsch gemacht habe. Zehn Seiten später war ich davon überzeugt und musste zitternd eine Pause machen.
    Was war ich denn für ein naiver, blauäugiger Mensch. Ich war jahrzehntelang völlig blond durchs Leben gelatscht. Nicht nur das, ich war sogar Mittäter gewesen. Ich hatte so oft gespendet bisher, an verschiedene Organisationen und mir nie über die Mechanik, die dahinter steckte, Gedanken gemacht.
    Dabei gab es die Mechanik schon ewig. Der erste Versuchsballon wurde mit Erfindung des Weihnachtsfestes gestartet. Als man sah, das dies funktionierte, kamen in immer schnellerem Tempo die anderen Events: Muttertag, Frauentag, Valentinstag, Vatertag, der Osterhase, der Pfingstochse und viele andere. Jedes Mal musste man für den Event ein Körbchen oder gleich mehrere Körbe kaufen. Und alle spielten mit. Ganz wenige, welche nur die kostenlosen Items nahmen und auf die WL verzichteten. Ich war voller Bewunderung für die Spieler, welche diese Mechanik kannten und durchschauten und im Forum gepostet hatten.
    Eigentlich hatte ich vor, dieses Wochenende die Weihnachtsgeschenke für meine Kinder und Enkelkinder zu planen. Das war jetzt hinfällig. Jetzt, wo ich die Mechanik die dahinter steckte, verstanden hatte, würde ich erst überprüfen ob das meine Kinder waren, ob die Enkelkinder wirklich die Kinder meiner Kinder waren und ob es den Weihnachtsmann überhaupt gab. Erst dann würde ich entscheiden, ob ich dieses Jahr den Event überhaupt mitspielte.
    Beim nächsten Gedanken erblasste ich völlig. Ich hatte mir erst vor kurzem einen neuen Golf gekauft. Dabei hatte VW doch den ganzen Globus besch… ! Was hatte ich nur für ein Gewissen? Ich stellte mir vor, wie BP mit meinen Spenden ihre Weihnachtsfeier und Geschenke finanzierte. Die Gage von Ingrid bezahlten! Ich würde von nun an nur noch spenden, wenn bei dem entsprechenden Projekt alles bis auf den letzten Ziegelstein bezahlt war, und diesen einen Ziegelstein würde ich dann spenden!
    Die letzte Nacht habe ich auf der Farm verbracht und versucht weitere Beweise für hinterlistiges Verhalten seitens BP zu finden. Und bin fündig geworden!
    Davon werde ich euch allerdings erst morgen berichten können, da ich zum Geburtstag meines Bruders muss. Wenn es überhaupt mein Bruder ist! Jedenfalls gibt es kein Geschenk von mir und auch keine Karte. Ich werde mich nicht zum Kauf verpflichten lassen, bloß weil er ein Event ausgerufen hat. Wer weiß, welche Mechanik dahinter steckt. Ich mache den Event mit, aber ohne EG. Dafür verzichte ich halt auf die WL und auf den Kaffee zum Kuchen. Ein Geschenk kriegt er, wann ich will und nicht wann er ein Event ausruft: nämlich am St. Nimmerleinstag.
     
    Last edited: Oct 6, 2018
  13. momo_11149

    momo_11149 Colonel des Forums

    Wow, tschik, was für eine Geschichte. Da musste ich weinen, und ich schäme mich nicht dafür.
     
  14. -Skorpion1211-

    -Skorpion1211- Lebende Forenlegende

    eine lange Geschichte, eigentlich mehrere lange Geschichten, die zum Nachdenken anregen, das mit den beschriebenen Baumblättern finde ich schön, oder das gemeinsame Weinen...

    lass mich mal überraschen, wie es weiter geht... Du solltest auf jeden Fall weiter schreiben, tschik, lg
     
    ]Panda[, emma25101961 and mutterkatze like this.
  15. momo_11149

    momo_11149 Colonel des Forums

    Da hast du recht. Ich lasse mich auch überraschen.
    Auf jeden Fall sollte tschik weiter schreiben.

    So mancher hat niemanden, mit dem er/sie gemeinsam weinen kann...
     
  16. -Skorpion1211-

    -Skorpion1211- Lebende Forenlegende

    ja, momo, es gibt so Vieles, was man gemeinsam machen könnte, wo jeder etwas glücklicher, gelöster sein würde...
    und doch hat man den Eindruck, als bewege sich die Gesellschaft immer mehr in Richtung Einzelgängertum - schade...

    mir kommt immer wieder auch mein Hamburg - Urlaub in den Sinn, Brückenschläfer, Obdachlose (selbst verschuldet ? alle ? - glaub ich nicht),
    oft reicht Arbeitslosigkeit, kein Miete mehr zahlen können - schon ist man soweit, leider...
    und ich glaube sehr daran, dass gerade diese Menschen "miteinander weinen können"...

    ich gab auch einem Brückenschläfer etwas Geld, ich kann da einfach nicht so vorüber gehen, es ist sehr schwer, einschätzen zu
    können, wer braucht es wirklich von den Bettlern, wer ist immer dort, oder nicht..

    er verneigte sich vor mir mit Tränen in den Augen und wünschte mir ein langes Leben - da schossen auch mir völlig unverhofft Tränen in
    die Augen...

    tschik berührt seltsamerweise mit seinen Geschichten, es ist eine Richtung, die es hier im Forum so noch nicht gibt...
    und ja, tschik möchte bitte weiter schreiben, lg.
     
  17. .cvzbaer.

    .cvzbaer. Lebende Forenlegende

    bin hier hängen geblieben,schön und mal was ganz anderes,bitte weiter
     
  18. tschik

    tschik Forenexperte

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    Ein neuer Wendepunkt in seinem Leben ? Er war sich nicht sicher. Natürlich sollte Sie daran teilhaben. Allerdings schien in ihrer Beziehung einiges nicht mehr so zu sein wie bisher. Er wusste nicht, woran es lag. Vielleicht weil ihre tiefsinnigen Gespräche zur Seltenheit wurden?
    In seiner Ablage hatte er die Nachricht gefunden, die er ihr damals hinterlassen hatte. Damals, als er das erste Mal bei ihr übernachtete. Er war vor ihr aufgewacht und hatte irgendwie Angst, dass sie es bereuen würde. Daher hinterließ er ihr die Nachricht und ging heim, bevor sie aufwachte.

    "Es gibt kein Vorher und kein Nachher. Es gibt keine Zeit. Es gibt nur dich und mich und das in Ewigkeit.
    Der Kuss, den du mir heute zum Abschied gegeben. Der war in dem Moment, als ich ihn spürte, schon Vergangenheit. Und doch war er für mich die Allerschönste Gegenwart. Und wird für immer Zukunft bleiben.

    Unsere Liebe ist Ewigkeit. Je nachdem, wo wir uns befinden, ist sie Vergangenheit, Zukunft, Gegenwart.
    Betrachtet vom Punkt X sehe ich den ersten Moment, in dem dein Augenlicht in meines tauchte und den Regenbogen der Gefühle entfachte. Von diesem Punkt aus kann ich all die schönen, verzauberten Momente nochmal erleben. Und wenn ich das öfter tun will, gehe ich nach jedem Betrachten noch ein Stück weiter weg vom Punkt und kann das Ganze dann von vorn erleben. Und das bis in alle Ewigkeit. Und so wird Punkt X immer wieder zur Gegenwart. Wenn ich zu weit weg bin von dem Punkt, dann wird er zur Zukunft und ich kann es kaum erwarten, deinen Kuss wieder zu spüren.

    So wie ein Lichtstrahl durch das Ganze Universum schwebt, so ist jeder Moment unserer Liebe für immer unterwegs. Stell dir vor, du wärst an der Spitze dieses Lichtstrahls. Du könntest jederzeit zurück schauen, zu dem Ursprung deiner Reise. Unsere Liebe ist schneller unterwegs als dieser Lichtstrahl, sie hat keine Hindernisse zu überwinden und wird in aller Ewigkeit da sein. Auch dein letzter Kuss.

    Du bist nicht Sehnsucht, nicht Verlangen. Du bist viel mehr als das. Du schaffst in mir Vertrauen und Licht für die Dunkelheit. Ich möchte jeden deiner Schmetterlinge mit Namen kennen, ihn umarmen. Wenn Morgen Gestern, Gestern Heute und Heute Morgen wird, dann will ich dich an meiner Seite und mit dir Eines sein.
    Lass uns noch viele dieser Momente in dieses Album der Liebe und der Ewigkeit einfügen, so dass wir am Punkt X recht lange verweilen können um nicht dauernd nach kurzen Momenten wieder nach vorn zu rücken.

    So wie die Welle der Zeit Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart in sich vereint, so wird auch unsere Liebe dies vereinen. Und ich bin immer da, am Punkt X …. "


    Es war alles gut geworden. Damals! Er nahm sich vor, in den nächsten Tagen ein längeres Gespräch mit ihr zu führen. Vielleicht täuschte er sich ja und es war alles in Ordnung. Er öffnete den Link zum Forum. Es war Zeit, da auch wieder mal was zu schreiben.


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    Pünktlich zum neuen Event bin ich wieder da. Die "Geschenke" sind zwar recht mager, erinnert mich an Kindergeburtstag bei MC Donalds: viel billige Pampe und ein bisschen was Süßes.
    Nun, ich war eine Zeit lang vom Spiel ausgeschlossen. Das habe ich meinem Umfeld zu verdanken.
    Im Dezember ging ich oft zu meinem bevorzugten Blumenladen und verlangte immer wieder Blumen, welche die Floristin nicht kannte. Mein Pech war, das die Floristin wiederum viele aus meinem Bekanntenkreis kannte.
    Als ich zu Weihnachten meinen Enkeln Zuckerstangen und Nikolausmützen schenkte, trug dies auch nicht dazu bei, mich beliebt zu machen. Auch erschien ich wieder mal unrasiert und ungewaschen und hatte auch nur 1 Stunde Zeit: immerhin lief ja grad eine Event.
    Ich mokierte mich auch bei meinen Kindern, das keines den richtigen Stollen gebacken hatte (den mit dem Bonus).
    Nun, es gab noch ein paar kleine Pannen.
    Die größte war, als sie herausfanden, dass ich alle weiblichen Bekannten und Verwandten auf Facebook zum Tausch gegen Kamele angeboten hatte. (Immerhin lief ja die Kamelzucht und ich hatte noch keine Zuchtställe, also brauchte ich viele Kamele).
    Ich landete daraufhin in einem netten Institut, teils überredeten sie mich, teils schleppten sie mich gegen meinen Willen hin.
    Anfangs war ich ja begeistert von den vielen bunten Pillen, die ich dort erhielt. Da ich trotz Flehen und Drohen keinen Internetzugang erhielt und auch bemerkte, dass die Pillen meine Freude an dem Farmen zum Erliegen brachten, reduzierte ich die eingenommene Menge.
    Den Rest tauschte ich bei anderen Patienten ein, mit dem Versprechen Ihnen Farmererzeugnisse zukommen zu lassen.
    Mit einem diskret vernünftigen Verhalten überzeugte ich die netten Herren und Damen in Weiß, mich heim zu lassen.
    Es gab zwar auch da noch eine Panne, sie sahen aber darüber hinweg. Es war als einer der Netten Herren in weiß meinte, ich gehöre zur S..x, Drugs & Rockn Roll Generation und ich ihm antwortete: "das war einmal. Mein Motto ist jetzt, Sechs Drops und Ingrids Soul ".

    Nun bin ich wieder daheim. Meine Tochter hat mir zwar meine Kreditkarten abgenommen, sie weiß aber nicht, das ich ein Paypal Konto habe und auch noch ein paar Paysafe Karten rumliegen. Ich werde zunächst mal heimlich und gemächlich mitmachen.
    Momentan überlege ich, wie ich die Nachbarn und Bekannten überzeuge, mir zur Genesung ein Karotten-Apfel-Chutney zu schenken. Ob die das kennen?
    In diesem Sinne wünsche ich allen viel Spaß beim Event.
     
  19. -Skorpion1211-

    -Skorpion1211- Lebende Forenlegende

    hallo lieber tschik, ich weiß jetzt nicht, wie oft ich gerade den letzten Abschnitt Deines Berichtes vom "Institut" gelesen habe, um immer
    wieder mit tränenden Augen vom Lachen den Kopf zu schütteln und neu anzufangen...


    und ja, ich schicke Dir rein symbolisch ein KAC zur Genesung....
    KAC kennst Du nicht?
    oh - dann haben Dir die bunten Pillen das Farm - ABC ausradiert, das ist nicht gut für eine gesunde, gewinnträchtige Farmwirtschaft...


    ich freue mich, dass Du weiterschreibst, über Dich, über Deine Freundin, über den Punkt X...

    vergiss den alten Mann nicht im Baum, man sollte den Baum nicht fällen, solange der alte Mann darin wohnt...

    lange wird es nicht mehr dauern, dann wird der Wind die letzten Geschichten auf den Blättern in die Gegend verstreuen, wir hätten
    sie so gern gewusst, diese Geschichten, hätten sie geteilt, um alle daran teilzuhaben...


    es wird Abend langsam, und ich produziere immer noch Terrorpflanzen, um einer Wolkenlinie näher zu kommen, die ich von meinem
    Punkt X aus hier sehe.... auch meine Strapse sind alle, vielleicht sollte ich doch mal blitzen, mit Krokus?

    Du lachst Dich kaputt über mich??? Du weißt, was ich meine? na Glückwunsch, dann spielen wir beide das gleiche Spiel...


    ein Strapse - Baum wurde mit Hinblick auf ein gesittetes Farmerama nicht genehmigt, meine Schneiderin war so begeistert damals,
    als ich ihr die hübschen kleinen Kleidchen für aufgedrehte Mädchen in einem Körbchen überreichte...


    sie sollte mir nämlich für Notfälle einen Strapse - Baum schneidern, nein, kein Banner, einen Baum nur...
    (Du weißt natürlich aus dem Verrücktenkreis längst, dass Strapse bei mir Dropse sind) - und dann kam die Sitten - Polizei und versenkte unseren schönen Plan ins Nirwana...


    Strapse machen schön, Strapse heben die Stimmung - wenn auch genug TP vorhanden sind!

    hab ich Dich geheilt jetzt, Du weißt plötzlich wieder, das TP`s Terrorpflanzen sind?

    Strapse sind nicht halb so laaaangweilig wie Dropse, die man sammeln muss, man braucht dann auch keine bunten Pillen für ein erweitertes Vorstellungsvermögen - nein - braucht man nicht....

    Guten Abend tschik, danke für´s weiter schreiben - danke an die Götter in Weiß, dass Du wieder unter uns bist, lg.

    ich wünsche allen eine schöne "Wartezeit" ...
     
    Last edited: Oct 12, 2018
  20. tschik

    tschik Forenexperte

    Die Vorstellung gefällt mir. Habe auf meiner ToDo Liste vermerkt, das ich morgen Strapse kaufe und auf meinen Bildschirm hänge :music:
     
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