Farmers Leben

Discussion in 'Archiv Rest' started by tschik, Nov 20, 2017.

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  1. -Skorpion1211-

    -Skorpion1211- Lebende Forenlegende

    Gröhl, siehste das Leben ist lebenswert, danke für Dein "Verständnis" :inlove:

    und - wir hatten den Jux wirklich geplant mit dem Baum...

    aber BP sieht Klein-Userlein lieber Euronen - nackelig, als so hübsch bunt oder
    schwarz oder anders uni bekleidet - schade, waren ja nur hübsche Kleidungsstücke,
    keine Rotlicht - anvisierten Damen auf dem Baum...

    ja, das heißt nein, ich bin nicht verrückt, ich weiß, dass BP Euronen braucht, damit wir alle hier noch verrückter werden

    - huch, meine Kröte ruft...

    es gibt E I N E "verfluchte Münze" - ich muss dann erst mal los, bleibt schön verrückt alle, dann komme ich gerne wieder!
     
    Last edited: Oct 12, 2018
  2. tschik

    tschik Forenexperte

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    Ich habe jetzt 58,45% der Protze erledigt. Nee, sorry, sind ja doch noch Dropse.

    Dabei hab ich mir eine Erkältung zugezogen. Setzte mich vorgestern an den Bildschirm, um Vorbereitungen für das Event zu treffen und siehe da, auf meiner Farm hatte es geschneit. Prompt überkam mich leichtes Frösteln und ich kleidete mich dann auch gleich entsprechend. Nach einer Stunde war ich wiederum voll verschwitzt. Mein Wohnzimmer war nicht mit meiner Farm synchronisiert. Also machte ich die Heizung aus ! In diesen turbulenten Zwischenphasen muss ich mich erkältet haben. Nun sitze ich schön warm bekleidet da und stelle mich den Herausforderungen des Events. Auf dem Tisch habe ich 3 Thermoskannen ( noch vom letzten Event übrig): eine mit Tee, eine mit Glühwein, eine mit Kaffee. Trinke halt abwechselnd, mal aus einer mal aus der anderen. Dabei ist mir ( weil das Event so entspannt läuft) wieder mal nach Sinnieren.

    Ob es wohl ein Leben nach Farmerama gibt ? Ich kann mich entsinnen , das es eines davor gab. Da dauerten die Werkställe noch ganze 9 Monate. Es gab dafür ganz niedliche und putzige Wesen. Man musste zwar die Mühle den ganzen Tag für deren Futter laufen lassen, aber es war es wert. Nach ein paar Jahren allerdings wurden sie zu Terror Pflanzen ! Es kam auch kein Event, wo man sie abgeben oder umtauschen konnte. Ich habe heute noch 2 von diesen raren Pflanzen: eine blaue und eine rosa. Muss immer noch EG dafür hergeben, allerdings sind sie mir inzwischen so ans Herz gewachsen, das ich dies gerne tue.

    Weiß auch nicht, ob ich noch mit meinem neuen VW zum Bäcker fahren soll oder lieber Zwieback esse. Ich bin ja erst auf Level 74, allerdings fürchte ich mich vor dem Tag, an dem ich so ein Event in ein paar Stunden erledige. Posten kann ich das dann nicht mehr! Würde zu viele Anfeindungen bedeuten. Auch fürchte ich mich davor, das dann zu viel freie Zeit bleibt ! Was mache ich bloß, wenn das Event so schnell fertig ist ? Muss ich dann doch zurück in dieses andere Leben ?
    Werde beginnen , für solche Eventualitäten , einen Plan B zu erstellen.
    Natürlich halte ich euch dbzgl. auf dem Laufenden.


    Sie war froh, das seine Beiträge im Forum in letzter Zeit kürzer wurden. Vielleicht hatte er wieder mehr Zeit für sie. Irgendwie hatte sie das Gefühl das sie weniger Zeit miteinander verbrachtes, seit sie beide sich von Bekannten dazu hatten verleiten lassen, dieses Onlinespiel mitzumachen. Anfangs hattes sie miteinander gespielt, Forum durchgelesen und gepostet. Doch seit einiger Zeit verbrachten sie die Zeit im Spiel getrennt und unterhielten sich kaum noch darüber. Jeder hatte seine virtuelle Existenz. Er wußte ja nicht mal, das sie jeden seiner Postings im Forum verfolgte.
    Vielleicht hatten seine kürzeren Posings auch was damit zu tun, das er jetzt wöchentlich in einer lokalen Zeitung seine "Geschichten aus dem Baum" veröffentlichte.
    Sie erhielt diese Zeitung auch und entschloss sich, die zuletzt veröffentlichte Geschichte zu lesen.


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    Heute war einer der Wochentage, an denen sich kaum Leute unter dem Baum versammelten. Zu dem Umstand, dass es ein Werktag war kam hinzu, dass kaum ein Sonnenstrahl die Wolkendecke durchbrach. Daher konnte sich der alte Mann verstärkt seiner Hauptaufgabe widmen, die Geschichten von den Baumblättern mittels seines Diktiergerätes für die Nachwelt zu erhalten. Nach einiger Zeit stellte er fest, dass einige ältere Menschen sich eingefunden hatten.

    Er nahm das nächste Baumblatt und las ihnen vor.


    Opa, ich will dein Erbe nicht!
    Ludwig war ein zufriedener Rentner. Er hatte eine sehr gute Rente und auch sonst einiges an materiellem Wohlstand. Seine Kinder waren beide glücklich verheiratet und hatten ihm die Sonne seines Lebens beschert: drei Enkelkinder. Die älteste war Julia. Sie war mittlerweile 14 und besuchte ihn ziemlich oft. Sie hörte gern Geschichten aus seiner Jugend und sog diese förmlich in sich auf.

    Doch heute war das anders. Sie kam rein, setzte sich zu ihm, nahm seine Hand und schaute ihn voller Ernst an.

    „Opa, ich habe dich sehr lieb. Aber andererseits gibt es auch Tage, wo ich dich verachte. Und davon werden es immer mehr.“ Sie sah ihn mit traurigen Augen an.

    Er erschauerte. War es so weit? War der Unterschied zwischen der Gebrechlichkeit des Alters und der Frische und Unbefangenheit der Jugend inzwischen so deutlich, dass sie die Unzulänglichkeiten seiner Erscheinung als Maßstab setzte? Bevor er darauf eingehen konnte, fuhr sie fort.

    „Du hast mir so viele schöne Geschichten aus Deiner Zeit erzählt: von Zeiten ohne Telefon, PC und sonstigen neuen Erfindungen. Von Zeiten, in denen Menschen viel Zeit miteinander verbrachten, in denen Entbehrungen an der Tagesordnung waren und man trotzdem unbeschwert lachen, leben, lieben konnte. Von der Neugier auf all das Neue, das im Laufe der Jahrzehnte aufkam. Von den Veränderungen, die es mit sich brachte.“ Sie machte eine Pause, legte sich die Worte für die nächsten Äußerungen zurecht.

    Er schweifte in Gedanken ab. Es stimmte. Er war immer schon neugierig gewesen. Hatte alles in sich aufgesogen und mitgemacht. Vom Wälscheibentelefon zum frei tragbaren Tastentelefon und dann zum Handy und Smartphone, von der Lohntüte bis zur Kreditkarte, vom Taschenrechner zum PC.

    Voll Enthusiasmus hatte er die technologischen Errungenschaften gefeiert und im Rahmen seiner Möglichkeiten mitgemacht. Er konnte heute noch mit PC und Internet besser umgehen als seine Kinder und Enkelkinder. Glaubte er zumindest. Gleichzeitig beklagte er die damit zunehmende Gefühlskälte und die mangelnde menschliche Kommunikation. Ein Paradox in seinem Leben wie so viele andere.

    Sie fuhr mit trauriger Stimme fort. „ Opa, ich glaube du hast uns nicht richtig lieb. Mich, deine anderen Enkel und deine Kinder. Zumindest scherst du dich einen Dreck um unsere Zukunft:“

    Erschrocken sah er sie an. Er liebte sie doch mehr als alles andere. Seine Kinder und Enkelkinder! Sollte sie an eine eventuelle Erbschaft denken? War das alles, was sie noch von ihm erwarteten?

    „Das stimmt doch wirklich nicht. Ihr seid doch alles in meinem Leben. Was soll denn sonst für mich zählen? Weißt du, wenn..“

    Sie unterbrach ihn. Sprach mit derselben Bitterkeit in ihrer Stimme weiter.

    „ Nein, nicht diese Art von Liebe ist es, die ich meine. Die hast du und die nehme ich dir ab. Die Verantwortung meine ich. Die schmerzende Ignoranz ob unserer Zukunft. Du sagst selber immer öfter, dass du zum Glück nicht mehr erleben wirst wie unsere Welt sich verändert. Aber wir, Opa, wir werden es erleben müssen. Und wir können nichts dafür. Wir haben diese Veränderung nicht herbeigeführt. Wir müssen lernen, arbeiten, funktionieren. Aber du hast Zeit, du musst all dies nicht mehr tun. Du könntest den Rest deines Lebens damit verbringen, einiges davon wieder geradezubiegen, was deine Generation verbockt hat.“

    Schweigen! Sie sah ihn mit ihrem zornigen Kindesblick an. Sie war doch erst 14! Konnten solch junge Menschen schon derartige Schlussfolgerungen ziehen? War das der Grund, warum sie ihm so anders vorkamen? Anders als seine Erinnerungen an dieses Alter? War das der tatsächliche Generationen Unterschied? Sahen die Enkelkinder schon in jungen Jahren nur noch die Entwicklung in eine düstere Zukunft? War das der Grund des Schweigens der Jugend?

    Dutzende solcher Fragen drängten sich ihm auf. Und dann kam eine Erkenntnis nach der anderen.

    Sie waren zu jung um selber Veränderungen herbeizuführen. Andererseits waren sie Dank den zur Verfügung stehenden Mittel wie Internet usw. durchaus in der Lage, zu begreifen wohin die Reise führte. Diejenigen, die heute noch den Lauf der Welt bestimmten waren aber überwiegend aus seiner Generation. Mit derselben Unbeschwertheit, mit der sie die Erfindungen der letzten Jahrzehnte gefeiert und genossen hatten, führten sie die Menschen immer weiter ins Verderben. Trotz geförderter wissenschaftlicher Tätigkeit hörten sie immer seltener auf diejenigen, die ihre Lebenszeit damit verbracht hatten zu studieren, zu analysieren und zu warnen. Sie wollten ihre kindliche Welt erhalten! Diese Welt, in der beinah täglich ein Wunder geschah. In der Wissenschaft, in der Technik und in so vielen anderen Bereichen. Sie wollten immer weiter nach oben, ohne zu sehen wo oben war.

    Sie waren selber wie Kinder. Immer noch, trotz zunehmenden Alters! Und es hatte niemand gegeben, der sie vor bestimmten gefährlichen Spielzeugen gewarnt oder geschützt hätte. Außer den eigenen Kindern und Enkelkindern!

    Er schluckte schwer. Tränen traten ihm in die Augen. Sein Atem wurde immer schwerer. Er fühlte sich wie ein Verbrecher, der erst nach der Tat die Schwere seiner Schuld einsah. Und wie ein solcher versuchte er, mildernde Umstände für diese Tat zu finden.

    „Ich gebe dir ja Recht. Aber was kann ich als Einzelner schon tun? Ich war nie politisch aktiv und hatte auch sonst keine Entscheidungsvollmachten. Ich würde ja…“

    „Hör auf“, schrie sie ihn mit gequälter Stimme an. „du hast als Einzelner diesen Unsinn mitgemacht. Voller Enthusiasmus! Du hast davon profitiert und dich einen Dreck darum geschert, wenn andere mit lauter Stimme warnten. Du erzählst mir jedes Mal von einer Welt, die du noch erleben durftest. Ich aber nicht !“

    Es stimmte. Er hatte schon vor 30 Jahren seine Einstellung kundgetan „wir kommen aus dem Industriezeitalter ins Kommunikationszeitalter“ und sein Leben entsprechend gestaltet. Hatte von dieser Einsicht profitiert und als Folge einiges an materiellen Gütern sowie einer exzellenten Altersversorgung sein Eigen nennen können. Bis heute war er sogar Stolz darauf gewesen.

    Die Tränen in seinen Augen mehrten sich und verschleierten seinen Blick.

    Sie fuhr unerbittlich fort. „ Das wenige, das du als Einzelner verbockt hast, kannst du vielleicht wieder gut machen. Selbst wenn du dich täglich ein paar Stunden wo hinstellst mit einem Plakat und damit deine Meinung zu einem Thema kundtust. Damit könntest du andere deines Alters motivieren, ihren Lebensabend sinnvoll zu gestalten. Es könnten immer mehr werden. Man würde beginnen, zu fragen und zu reagieren.“

    Sie machte eine Pause. Mit viel milderer Stimme fuhr sie fort.

    „Opa, als erste würden auch wir Enkelkinder uns ab und zu dazu stellen. Wir würden euch beistehen und helfen.“

    Er begann zu zittern. Seine Tränen wurden zu Bächen, die an seinen Wangen herunter liefen. Heiß und brennend. So heiß und brennend wie sein Verlangen, sein Enkelkind glücklich zu machen.

    Er weinte hemmungslos. Sie nahm ihn in die Arme und schmiegte sich an ihn.

    „Opa, das wäre es, was ich von dir erben möchte. Das, was du mir momentan vererben könntest, das Opa, möchte ich am liebsten ablehnen. Geht aber leider nicht.“

    Sie schmiegte sich an ihn, so wie sie es als kleines Kind so oft getan hatte und weinte leise mit.

    Der alte Mann wartete, bis alle gegangen waren. Dann erst schlich er sich vom Baum und ging gebeugt heim. Er wusste, er war auch einer der Schuldigen!
     
  3. -Skorpion1211-

    -Skorpion1211- Lebende Forenlegende

    hallo kurz in die Runde ...

    komme heute Abend noch mal gründlich her, konnte erst mal nur lesen, muss wieder raus bei dem Wetter,
    das Grundstück ist groß genug, dass frau das Wetter ausnutzen und genießen muss und auch möchte, seid ganz lieb gegrüßt hier alle,
    Marion

    danke schon mal für´s weiter schreiben, lieber tschik, hab mich gefreut...

    *************************************
    so, da bin ich wieder...

    mmmh, war eine mehr oder weniger traurige Geschichte, die der alte Mann da von diesem Blatt vorgelesen hat, wenn er selbst davon geknickt nach Hause ging....

    sich mitschuldig fühlte, niemanden hatte, um mit ihm gemeinsam zu weinen...

    was erwarten die Jungen von den Alten?
    was erwarten die Alten von den Jungen?

    ich hoffe, der alte Mann erhascht noch ein paar Blätter mit fröhlichen Geschichten....

    ******************************

    auf Level 74 bist Du jetzt? glaub mir, da war ich auch schon...


    jetzt fehlen mir nur noch 3, um als gelöcherter Opus Käsi durch´s Forum zu schleichen, ob man mir das gönnt?

    weiß ich doch nicht, und es ist mir sch***egal, das kannste mir glauben...

    wie hab ich das gemacht?

    tja, seit ich Rentnerin bin, helfe ich halt mit EG manchmal ein bisschen nach, frau gönnt sich ja sonst nichts...

    posten darf man das schon, man muss nur eben schauen, wo sich User aufhalten, die einem das eine oder andere gönnen, sich mit freuen können - überall?
    oh nein, tschik, überall geht das nicht...


    ich meide seit dem neuen Forum schreibend Bereiche, wo man sich virtuell die Gurgel umdreht, lese das zwar ab und zu auch, um Kopf schüttelnd und innerlich frierend diese Gegend zu verlassen und wärme mich am Kamin unseres Freds wieder auf...

    und dort gehe ich auch jetzt hin, um auch da noch ein Posting zu setzen....

    schreib weiter hier tschik, aber warte nicht so lange, dieses Mal hast Du schnell geschrieben, das ist schön - lass den alten Mann weiter von Blättern vorlesen
    oder schreibe von Deiner Tochter, von Deiner Freundin....


    hast Du inzwischen einen neuen Spiegel? ist Dein Gesicht wieder komplett?

    ich bin neugierig, ich weiß - bis bald! Gute Nacht allen hier, lg Marion
     
    Last edited: Oct 16, 2018
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  4. tschik

    tschik Forenexperte

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    Die Weihnachtskugel
    Heiligabend! Ein besinnlicher Abend ohne seine Kinder, Enkel oder sonstigen Verwandten. Wie jedes Jahr würden sie ihn zu sich einladen, er würde dankend absagen und froh sein, dass sie sich nicht aufdrängten, zu ihm zu kommen. Er nahm gerne Einladungen für die folgenden Feiertage an.

    Keiner von ihnen verstand es. Heiligabend war für ihn ein spezieller Tag. Seit einigen Jahren verbrachte er ihn allein. Eigentlich nicht allein, sondern mit jenen, die nicht mehr da waren. Hauptsächlich mit seiner viel zu früh verstorbene Ehefrau, aber auch mit seinen Eltern und oft auch mit zu früh gegangenen Freunden oder sonstige Verwandten.

    Dies hatte nichts mit Trauer zu tun, es war eher seine Art, das Fest „der Besinnlichkeit“ zu beginnen. Dabei spielten kleine Rituale eine Rolle, diese bestimmten aber nicht den Abend. Je nach Disposition holte er alte Bilder hervor, erzählte „ihnen“ von seinem Leben, seinen Gefühlen oder manchmal auch nur Geschichten aus der gemeinsamen Vergangenheit. Manchmal sah er sich alte Filme an und genoss dabei die Verbindung zu alten Zeiten. Er bezeichnete das Ganze als ein „in sich gehen“, welches ihn in eine zutrauliche Stimmung versetzte.

    Eins der wenigen Rituale, die er jedes Jahr ausführte, war das Baumschmücken. Dabei sagte er sich jedes Jahr, dies sei nicht

    mehr nötig, da er keine Besuche bekam und es eher lästig empfand. Trotzdem kaufte er jedes Jahr ein kleines Bäumchen, holte den alten Baumschmuck hervor und empfand jedes Mal das kindliche Vergnügen, den Baum zu schmücken.

    So auch in diesem Jahr. Er hatte einen kleinen eingetopften Baum gekauft. Es war zwar erst 14.00 Uhr. Da aber in diesem Jahr kein Schnee lag, war er eher soweit als sonst. Er würde bis 17.00 das Bäumchen schmücken, ein Bad nehmen, Tisch und Essen vorbereiten und die nötigsten Telefonate führen (damit er nachher seine Ruhe hatte). So würde er ab 17.00 seine Ruhe haben und sein „in sich gehen“ genießen.

    Er holte den alten Baumschmuck hervor. Dieser bestand eigentlich nur noch aus einem Set handbemalter Weihnachtskugeln, einer Spitze, ein paar Kerzenhalter, drei hölzernen Figuren und altem Lametta. Wachskerzen waren auch noch vom letzten Jahr da. Vergnügt begann er mit der Arbeit. Zuerst musste alles entstaubt werden und dann kam das richtige Vergnügen: sich einen Plan machen, wie er alles verteilen würde.

    Und da begann der Zauber des Festes schon. Vor seinem inneren Auge sah er sich als kleiner Junge zusammen mit seinem Vater diese Aufgabe in Angriff nehmen. Das Bäumchen wurde zu einem prächtigen Baum, welcher ein ganzes Eck des Wohnzimmers einnahm. Es roch nach frischer Tanne, der von der Mutter auf dem Tisch ausgebreitete Baumschmuck glitzerte in allen Farben und versprach einen Blick in den Himmel. Aus der Küche kamen die verschiedensten lockenden Gerüche. Der Vater schickte ihn zu Mutter, um Faden, Schere oder sonst was zu holen. Wenn er also schon in die Küche kam, wollte er natürlich die letzten Reste von Cremes aus den verschiedenen Schüsseln auslecken, was die Mutter immer mit einer drohenden Geste zu unterbinden versuchte. Dabei lachte und strahlte sie aber. Spätestens da vermischten sich seine Visionen. Er sah sich und seine Kinder, - mit kleinen Änderungen - dasselbe tun.

    Vergnügt- mit denselben erwartungsvollen Gefühlen wie der 10-jährige Junge- machte er sich an die Arbeit. Der kleine Baum war schnell geschmückt. Danach bereitete er den Tisch vor- es gab Bauernwürste mit Sauerkraut, eine Flasche des Rotweines, den er und seine Frau so gerne tranken, selbstgemachtes Gebäck von seiner Tochter. Dann nahm er ein Bad, rasierte sich und kleidete sich adrett.

    Nun begann sein Abend. Erst rief er Kinder und Geschwister an, sagte seinen Besuch für die nächsten Tage an und scherzte mit den Enkelkindern.

    Und dann kam die Vorfreude. Er würde diesen Abend wieder mal mit den Gegangenen verbringen. Er dimmte das Licht, legte die Fotoalben bereit, deckte den Tisch und zündete die Wachskerzen an. Kaum waren diese angezündet, stockte ihm der Atem.

    Die alten Glaskugeln- schon seit Generationen im Familienbesitz- sahen anders aus als sonst. Die schönen Motive kamen normalerweise durch das Kerzenlicht wunderbar zum Vorschein. Jetzt aber waren sie verblasst, man konnte kaum was davon sehen. Dafür schienen sich in der Glaskugel ganz andere Bilder zu spiegeln. Vorsichtig nahm er eine der Kugeln ab, um sie zu begutachten. Nach ein paar Sekunden des Betrachtens schnappte er nach Luft. Zum Glück war ein Schemel direkt neben dem Baum. Da setzte er sich hin, legte die Kugel zur Seite und griff sich an die Stirn. Minutenlang blieb er regungslos da sitzen. Er musste Halluzinationen haben. Er griff nochmal nach der Kugel, nahm sie voller Zärtlichkeit in die Hand und sah- dasselbe wie vorhin.

    Die Kugel hatte ein Innenleben. Da lief ein Film ab. Er sah sich und seine Frau in jungen Jahren, sah die beiden Kinder im zarten Alter der Vorschulkindheit. Und alle bewegten sich. Das war ein Film- das spielte sich vor knapp 30 Jahren ab. Aber er hatte damals nichts gefilmt!

    Während Tränen leise an seinen Wangen entlang kullerten, hielt er mit zitternden Händen die Glaskugel und starrte die bewegten Bilder an. Die Aufnahmen mussten von der Glaskugel selber sein, man sah Teile eines schönen geschmückten Tannenbaumes, und die besagten Familienmitglieder ringsum. Die vor Aufregung geröteten Backen der Kinder, das glückliche Lächeln seiner Frau ! Und er als junger Mann mittendrin! Momente des Glücks – damals und heute ! Die Zeit war stehen geblieben, es gab nur Michael, die Glaskugel und deren Innenleben. Er saß einfach da auf seinem Schemel, weinte und lachte- war glücklich wie noch nie. Vergessen war das Essen. Erst sehr viel später öffnete er die Flasche Rotwein und prostete seiner Frau im Inneren der Kugel zu. Sie hielt auch ein Glas in der Hand und sah ihn mit diesem Blick voll Liebe und Verständnis an.

    Viel später nahm er auch eine der anderen Kugeln zur Hand. Seine Erwartung wurde erfüllt. Jede Kugel lieferte einen Film von Heiligabend. Aus verschiedenen Zeiten, mit verschiedenen Akteuren. Da war ein Heiligabend seines Großvaters in jungen Jahren, auf einer anderen waren seine Eltern mit ihm und seinen Brüdern, dann wiederum eine als seine Eltern und Schwiegereltern Heiligabend zu Besuch waren.

    Die Stunden verrannen. Die Kerzen brannten nicht ab. Michael saß neben dem Weihnachtsbaum, trank von dem Rotwein und wünschte sich, das würde alles ewig so bleiben. Doch um Mitternacht erlosch der Zauber. Die Kugeln nahmen wieder die gewohnte Farbe an, die Kerzen brannten ab.

    Müde, aber selig schlief Michael ein. Das Geheimnis bewahrte er lange Zeit für sich, es würde ihm ja eh keiner glauben.

    Mir erzählte er nach Weihnachten davon, da ich ihm morgens oft zuwinkte und ihm manchmal bei einer Tasse Kaffee Gesellschaft leistete.

    Er ist überzeugt, dass die Kugeln ihm jedes Jahr zu Heilig Abend Geschichten liefern werden, so lange er diesen Abend wie auch bisher den Gegangenen widmet. Ich glaube das auch. Kann es kaum erwarten, nach Weihnachten morgens einen Kaffee mit Michael zu trinken.
     
  5. cooley

    cooley Lebende Forenlegende

    Eine wunderschöne und sehr ergreifende Geschichte lieber tschik, ein herzliches Dankeschön dafür, dass Du sie hier
    niedergeschrieben hast.

    Sie zeigt sehr deutlich auf, dass Weihnachten eben doch sehr viel mehr sein kann, als nur eine alljährlich wiederkehrende
    Tradition die zu begehen ist.

    Möchte Dir und Deinen Lieben ein friedvolles und besinnliches Weihnachtsfest wünschen, selbstverständlich auch allen Freunden und Besuchern hier. :)
     
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  6. -Skorpion1211-

    -Skorpion1211- Lebende Forenlegende

    Frohes Neues Jahr lieber tschik und allen Lesern und Schreibern hier...

    danke für die ergreifende Geschichte, ich hatte es geliked, aber die Zeit, um gleich zu antworten, reichte nicht...

    manchmal hat man auch nicht gleich die passenden Worte parat, nur darauf eingehen, damit ich etwas dazu gesenft habe, liegt mir
    nicht...

    ich wünsche Dir noch so manche Tasse Kaffee in Gemeinschaft mit Michael oder anderen Personen, die Dir am Herzen liegen und freue
    mich stets von Dir zu lesen, von Deinen Begegnungen, von Deinen Gedanken, Deinen Plänen - hast Du Pläne für 2019?

    nun sind wir also alle im Neuen Jahr gelandet, Keiner kann hängen bleiben, nur Ballast sollte man zurücklassen und im neuen Jahr
    nicht erneut hegen und pflegen - wer braucht das schon?

    während am Heilig Abend noch einer meiner Kindheitswünsche in Erfüllung ging (Weiße Weihnacht) - war am letzten Tag des Jahres
    2018 alles schmuddelig und grau, roch nicht gerade nach Optimismus und spendete auch kein tröstendes Licht...

    ich mag keine so grauen, schmutzigen Tage - aber: wer fragt mich schon...

    ich wünsche allen hier vor allem Gesundheit und Kraft, Hoffnung und Mut, Freude und Neugier auf neue Geschichten hier, lg. Marion
     
  7. tschik

    tschik Forenexperte

    Ein frohes Neues Jahr euch allen.​

    jo, hab da über die Feiertage ( hauptsächlich während meiner Sylvestergrippe) einen Plan ausgehegt. Werde die Geschichten aus dem Baum als Podcast bringen. Allerdings erst ab Frühjahr, da ich dafür in Bäume steige und frische grüne Blätter brauche, aus denen ich vorlese :). Hier wird sich aber weiterhin ab und zu eine der Geschichten einfinden.
     
  8. -Skorpion1211-

    -Skorpion1211- Lebende Forenlegende

    danke für die Neujahrswünsche, na, das liest sich doch gut, die Baumgeschichten sind sehr schön, hoffnungsvoll vor allem dann,
    wenn die Bäume neu ausschlagen und alles grün wird auf der Erde....


    wir haben da ein ganz herrliches Tal entlang der Tschechischen Grenze, ein Grenzbach trennt das deutsche vom böhmischen Erzgebirge,
    gesäumt von allerlei Buchen und Birken, ein schöner Anblick, wenn man im Frühjahr mit dem Auto durch dieses Tal fährt - aber auch
    im Herbst, wenn alles sich besinnt, schlafen zu gehen - ich gehe jetzt auch, nicht ohne die Bitte, schreib weiter....


    Gute Nacht allen hier, lg Marion

    seit heute morgen liegt bei uns erfreulicherweise wieder etwas Schnee...

    Silvestergrippe klingt nicht gut - ich wünsche schnelle Genesung!
     
  9. Schattenspinner

    Schattenspinner Lebende Forenlegende

    So langsam steigen die Säfte wieder... zwar noch keine neuen Blätter in Sicht, aber vielleicht gibt es noch die ein oder andere Geschichte aus einem Blatt vom letzten Jahr, die noch nicht hier veröffentlicht ist.;)
     
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  10. -Skorpion1211-

    -Skorpion1211- Lebende Forenlegende

    Hallo in tschiks Runde...


    mal mit hoch schieb, lieber tschik, Spinni hat Recht, Du solltest Dich langsam aber sicher auf Geschichten vorbereiten,
    weißt Du, wieviele Blätter Dein Baum wieder haben wird?

    jedes Blatt eine Geschichte, wir User / Leser sind gespannt, auf jedes einzelne Blatt, jede einzelne Geschichte, von Jungen und Alten, unerfahrenen und lebenserfahrenen....

    Dein Fred hier kann noch lange leben.....

    [​IMG]

    kann nicht sein, dass das einschläft hier,
    bitte schreib weiter, lg. Marion
    danke liebe Spinni….

     
    Last edited: Feb 19, 2019
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  11. cooley

    cooley Lebende Forenlegende


    Ich hoffe es geht Dir gut lieber Tschik, jedenfalls wünsche ich Dir das von Herzen... vor allem dass Du Deine "Silvestergrippe" bestens
    überstanden hast.
    Habe bereits zum 2ten Mal, Deine sehr ergreifende Geschichte "der Weihnachtskugel" nachgelesen und mir ging dabei durch den Kopf:
    Es braucht einfach solche Geschichten hier mit Herz in diesem Farmspiel, das von sehr vielen Spielern mit einer Akribie betrieben wird,
    die manchmal sehr nachdenklich stimmt.

    Weiß aber aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist solch einen Thread am Leben zu erhalten - der sich speziell mit unterhaltender Ablenkung der hier anwesenden Spieler befasst.
    Denn jeder Autor/in auch wenn er "nur" sporadisch eine Geschichts-Episode hier niederschreibt, benötigt dazu Energie und vor
    allem Zeit - die er sich selbst nehmen muss und seinen Lieben im Realleben vorenthält.

    Ich freu mich jedenfalls schon jetzt, auf das vor uns liegende Frühjahr - welches Dir jene frischen grünen Blätter liefert, aus denen
    Du uns dann vorlesen wirst.

    Bis dahin alles Gute, selbstverständlich auch allen anderen Besuchern hier.
    Liebe Grüße
    Winni

    Nachtrag:
    Lieber tschik,
    ich hoffe und wünsche Dir gesundheitliches Wohlbefinden und da ja gestern
    der kalendarische Frühling begann möchte ich Dir und den Besuchern hier, einen
    kleinen Boten schicken...

    [​IMG]
    ...es wäre schön wenn Dich die Frühlingsgefühle zu einer neuen Geschichts-Episode animieren könnten.
    Bis dahin wünsche ich Dir und allen Besuchern hier
    gutes Farmen:)
     
    Last edited: Mar 21, 2019
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