Zur blauen Spelunke VIII

der flughafen hannover ist übersichtlich. natürlich nur für menschen, die hier arbeiten oder die ständig von hier fliegen. wahrscheinlich der gleiche architekt, der auch den bahnhof baute. egal. zwei nette herren hatten mir meine 3 koffer die lange treppe aus der s-bahn station nach oben geschleppt. jetzt stand ich da. links oder rechts? terminal b oder c? wo ist das ticket? brustbeutel rautl. kein terminal. keine angabe. c schien näher. nach links. ah, eine anzeigetafel. 11uhr45 flagranti...a. war klar. a234 - a237. check in für flagranti. ich komme! tirili! hätte ich gewusst, wie weit es von c nach a ist, ich hätte ein taxi genommen. abflug oben. rolltreppe? mit meinen koffern unmöglich. wo ist der lift? moment. momentchen! ein schild wies darauf hin, dass die info oben ist. prima! oben angekommen, ich hatte den lift nur übersehen, blickte ich nochmals auf die anzeigetafel. flagranti...11uhr45. a234. gut. leider war der schalter nicht besetzt. es war 6uhr11. egal. ich war in hannover.

PIPI! oh gott. lieber nochmal pipi machen. toiletten...? unten. war klar. aber diesesmal wusste ich, wo der fahrstuhl ist. meine 3 koffer passten nicht mit in die kabine. wer plant eigentlich solche toilettenkabinen auf flughäfen? keine frau, soviel stand fest. schnell in die ecke. tür auf. tür zu. ein blick. raus. nächste kabine. bloß leise pillern, damit ich mitbekomme, wenn mir jemand die koffer klaut. schnell rautl. toilettenpapier abreißen. augen zusammenkneifen. abwischen. immer dieses harte papier. wer kauft das papier für die damentoiletten ein? ein mann. klar. schlüpfer hoch, bluse rein, hose hoch. raus. ein blick. die koffer sind noch da. geschafft! nun, ich bin halt globetrotterin und weiß, wie es geht. hab´s eben drauf. hände waschen. keine seife. egal. diese trockenbläser sind auch der letzte mist. klebrige finger. hauptsache trocken. tür auf. ein koffer raus. der zweite. die tür klemmt. moment. ich hab´s gleich. der dritte. wer baut eigentlich die türen vor den damentoiletten. sicher auch ein mann.

hach. flagranti, ich komme! 6uhr16. gleich geht´s los!

 

OMG, welch aufregende Reise. rautl, halt durch!

 

giorgio war erkrankt. die kleine sibylle-chantalle stand für mich bereit. hatte die überhaupt schon ausgelernt? ich will nach flagranti. ans mittelmeer. gut aussehen ist dabei erste damenpflicht. "sind sie schon lange hier?" "Ja, seit heute morgen um 8." "Nein, ich meinte, ob sie hier schon lange arbeiten?" "Ich auch."

in flagranti gibt es bestimmt auch frisöre.

ich war in hannover. 2 stunden flug lagen jetzt noch vor mir und das bißchen einchecken. 6uhr18. evtl. sollte ich noch einen kaffee trinken? ein brötchen? warum nicht? das offene restaurant strahlte mich, dekoriert mit tropischen früchten vor der kasse, an. "einen kaffee bitte?" "schümli, macchiato mit amaretto, capucchino, mit sahne oder aufgeschäumter milch, einen milchkaffee, im glas oder tasse, groß..." "Kaffee. groß." hätte ich bloß nicht gefragt! "orangensaft dazu? etwas süßes oder herzhaftes, rührei mit oder ohne schnittlauch, helles oder dunkel brot, mit sesam, sonneblu..." "nichts." der hunger war weg. "also ein großen schümli. das macht 7euro 40. milch und zucker nehmen sie sich bitte von der theke." "kostet das extra?" "nein."

 

der letzte schluck war lauwarm und es war erst 6uhr43. "nochmal das gleiche bitte." die frisöre in flagranti sind bestimmt günstig.
das restaurant und die abflughalle füllten sich langsam, als ich den letzten schluck meines zweiten kaffee trank. ruhig nochmal nach draußen, frische luft schnappen, doch schon beim aufstehen bemerkt ich meine blase. wären da nicht die koffer, ich hätte mich gefreut. zeitgewinn. mindestens 7 minuten.

nachdem ich alle geschäfte hinter mich gebracht hatte, pipi, fahrstuhl fahren und luft schnappen, die koffer wurden mir überraschend immer noch nicht geklaut, warf ich noch einen kurzen blick auf die 11uhr45 spalte, die schon verdächtig nach links gerutscht war. flagranti. 11uhr45. terminal c. abflugschater c123-127. schikane! das ist doch 100%ig schikane! evtl hatte sich auch unter die niedersachsen ein scherzbold gemischt. ich fand´s nicht lustig. überhaupt nicht.

aber ich wollte ans mittelmeer.

das taxi hatte ich vergessen und trotzdem kam ich pünktlich zum einchecken am neuen schalter an. andere waren pünktlicher. also viele andere. wieviele wollen denn ans mittelmeer? doch wohl hoffentlich nicht alle nach flagranti? und woher wussten die, dass der check-in im terminal c ist? das gibt´s doch alles nicht. ich war die gefühlte nr. 87 in der reihe. vor mir stand eine familie mit dem kleinen robert-kevin, der mir grimassen zuwarf.

 

reiseberichterstatter märchenonkel fezz

 

ein tattagreis rammt mir seinen kofferwagen in die achillessehne, als mir robert-kevin die zunge herausstreckte. am schalter diskutiert ein paar mit der dame vom check-in probleme mit einem abgelaufenen ausweis. nur noch gefühlte 40 mann vor mir. der harz hat auch seine schönen seiten, fiel mir ein. clausthal-zellerfeld soll im herbst recht romantisch sein. zwei sicherheitsmänner führten den mann am schalter ab, während seine frau sich davor auf den boden schmiss. himmel die berge, wie samstags im edeka.

von den koffern befreit musste ich nur noch durch den zoll. allerdings erwartete mich dort eine noch längere schlange. zumindest lag niemand auf der erde und ich war guter hoffnung, zügig durch die abfertigung zu gelangen.

"die schuhe bitte auch aus."
"wie bitte?"
"sie hören recht."

alles wäre nicht so schlimm gewesen, hätte ich nicht ein loch in meiner linken socke entdeckt. wie peinlich! die leute um mich herum starrten mich an. und meinen linken fuß. ein loch! wie konnte das bloß nur mir passieren? mir!

 

Die Stelle hättest du auch aussparen können!

 

Ich hab Schnappatmung.

 

ich versuchte dem zöllner den unfall mit dem älteren herrn und seinem kofferwagen zu erklären, dass dadurch das loch in meiner socke zustande kam, doch winkte er mich nur durch die schleuse. wenigstens piepste nichts und ich konnte gleich meine schuhe anziehen. zuerst den linken. klar.

leicht errötet begab ich mich in einen abflugbereich. natürlich den falschen. c12 stand auf meinem ticket und in c8 war ich gelandet. 12? 12? nach links. c9. c10. ende. wie? wo sind 11 und 12? draußen hob ein flugzeug ab. alles verglast. freier blick. das so ein dickes ding überhaupt fliegt? hinter dem kaffeestand gab´s einen schmalen durchgang. c11 und c12 hier entlang. das schild hätte man aber wirklich besser anbringen können. sicher ein mann. tze.

da stand sie nun, meine maschine. das boarding wurde noch nicht angezeigt. immerhin richtig. ich nahm platz. atmete tief durch. fliegen. hätte der liebe gott gewollt, dass wir fliegen, hätten wir flügel. durch den mund ein, durch die nase ausatmen, hatte mir mein therapeut geraten. und gar nicht ans fliegen denken. an den engen raum. die vielen menschen. die gefahr. ich tat´s trotzdem. der mann hatte gut reden. ich musste da rein. ich. er nicht. ich wischte meine feuchten hände auf der jeans ab.

plötzlich wurde der sitz neben mir besetzt. ich schaute nach rechts. robert-kevin. er zog seinen mund weit auseinander und kniff seine augen zu. seine mutter lächelte. ich auch.

 

robert-kevin erhob sich, zog seine zigaretten aus der brusttasche und seine mutter zeigte ihm den raucherraum.
zwei damen erschienen mit einigen unterlagen und bereiteten das boarding vor. aufkleberrolle. scanner. der computer wurde hochgefahren. bevor das rotzblag zurückkommt, stelle ich mich besser an, dachte ich und begab mich vor das pult.

nase ein, mund aus, rautl. ich schaute in die röhre der gangway. hinter mir bildete sich eine schlange und ich wischte mir auf der jeans meine hände ab.

pipi! nein! mein laut schlagendes herz hatte meine blase geweckt.

 

großartiges Flug-Pippi-Kofferabenteuer
ob Robert-Kevin den Raucherraum findet?
und wer wird gewinnen: ... die drückende Blase oder das laut wummernde Herz?

 

"ladies and gentlemen, now the boarding for the flight to flagranti starts at terminal c12."

nochmal schnell die hände abwischen.
ich zog das ticket aus meiner prall gefüllten krokotasche und ging zum pult. piep. "guten flug." "danke."
vor mir das stahl rohr. das korsett. nase rein, rautl.
jeder schritt hallte auf dem weg zur kabinentür, hinter der 2 stewardessen mich lächelnd begrüßten. ich lächelte zurück. 17h? "linker gang." eine der beiden zeigte auf den flur. mein blick richtete sich automatisch auf die schilder an den handgepäckboxen an der decke. 7, 9, 13, 15. h. fenster. auch das noch. ich kroch auf meinen platz, stellte meine handtasche auf die erde, das gurtschloss drückte. po hoch, rautl, anschnallen. das musst du! pipi auch. hoffentlich kommt nicht gleich ein 120kilo mann und setzt sich neben mich, dachte ich und schaute mir die menschen an, die an meiner sitzreihe vorbei gingen. moderne menschen haben scheinbar große hände, denn ihr handgepäck bestand aus mehreren taschen und kleinen koffern.

ich wischte mir meine hände auf der jeans ab.

 

ich brech ab

 

https://board-de.farmerama.com/index.php?threads/youtube-myvideo-usw-links-von-euch-für-euch.10744/page-203#post-2375767

 

Neben wem wird sie sitzen?
Wird sie ihre Blase bezwingen?
Ist die Qualität des Essens höher als der höchste Punkt ihrer Augenbraue?

Ach wat spannend... *hibbel*

 

jetzt muss rautl selber weiter schreiben.

 

Das ist eine wunderprächtig anschauliche Geschichte Fezz.

 

Abgelehnt!
Los komm, wie war der Start mit drückender Blase?

 

Und vor allem: Ich könnte mir vorstellen, dass es sich ganz genau so abgespielt hat.