Kunterbunte Kiste (9)

Na ja, hast du mal jemand im RL erzählt, dass Hamster Tresore bauen und Lams Pullis stricken usw?

Uiiiiii das ist ja wie Goldbarren.

 

Meine Nachbarin lächelt immer ganz milde, wenn ich sage, ich muss gehen um Elefanten zu züchten.

Naja, sie häkelt bunte Blümchen, da lächel ich dann ganz milde.

 

Oregami ist auch schön. Wir falten eine Bettpfanne. Was macht sie mit den Blümchen? Kennst du noch die Häkelkissen im Auto mit den Rosen drauf?

 

Oder die umhäkelten Klopapierrollen .....




Und hängt sie an Bäume in der Stadt, damits ein bisschen bunt ist.

So beschäftigt sich halt jeder anders.

 

Und in den Klorollen waren Puppen. Und den Wackel-Dackel hatten auch viele.

 

Ich habe nie verstanden, warum man diese Klopapierrollen auf die Ablage vom Rückfenster stellen musste. (Wir hatten das übrigens nie, und auch keinen Wackel-Dackel). Vielleicht war das aber auch schon damals ein Zeichen von Reichtum.

 

Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht weil wir nie ein Auto hatten. Das Nudelholz war die 1. in der Familie und dann ich. Da gab es das ganze Zeug aber schon nicht mehr.

 

Haste nix versäumt.

 

Gesehen habe ich sie als Kind schon aber das hatten eben viele und gehörte dazu wie die Kittelschütze und die Badekappe.

 

Meine Eltern hatten nie was übrig für so einen Schnickschnack. Für Kittelschürze und Badekappe natürlich schon.
Aber mir fällt ein, mein Opa hatte so was. Das war so ein Autofreak, der ständig sein Auto am Putzen war, und das gehörte wahrscheinlich einfach dazu.

 

Dein Opa hatte ein Auto???????????

 

Ähh, ja sicher ... sogar noch lange vor meinen Eltern. Das muss er schon kurz nach dem Krieg gehabt haben.

 

Wow, der muss ja Kohle gehabt haben. Das war ja damals nur den "Reichen" vorbehalten.

 

Nein. "Reich" war er nicht. Darf man ja heut fast nicht mehr schreiben, er war Berufssoldat. 1911 geboren. Und hat es bis zum Offizier gebracht. War aus dem "Osten" und nach dem Krieg hat er dann dort ein "Konsum-Geschäft" geleitet. Kurz vorm Mauerbau sind sie mit mir und meinem Bruder ab in den Westen (meine Eltern waren schon dort, aber wir Kinder waren schon 5 Jahre lang bei meinen Großeltern aufgewachsen). Das war wohl keine weise Voraussicht, er hatte dort Schwierigkeiten wegen seiner großen Klappe und stand kurz davor, in den Bau zu gehen. Im "Westen" dann mit nix ganz neu angefangen, dort wurde er aufgrund seines Offiziersrangs sofort ins Beamtenverhältnis übernommen. Und dann war da in Nullkommanix wieder ein Auto da. Richtig Kohle hat er dann gemacht als er in Rente ging. In der Anfangszeit als Soldat war er ja noch kein Beamter, sondern als Angestellter rentenversichert. Als er dann ins Beamtenverhältnis übernommen wurde, hatte er die Möglichkeit, die Angestellten-Rentenversicherung für einen Klicker und Knopf weiter laufen zu lassen. Und hat dann als Rentner quasi 2 Renten bekommen ...

 

@krummbein jeep...hab im RL meinem Mann erklärt was ich mache...bzw Spiele.
Ställe fand er ..putzig.
Nur wenn ich meine ...muß schnell ernten...krieg ich auch son mildes Lächeln

 

Ja so etwas habe ich mir gedacht. Also dass er Soldat war. Die haben zuerst das Fahren gelernt und eben dann auch die Möglichkeit gehabt ein Auto zu kaufen. Alles sehr interessant und leider kann man viele Fragen nicht mehr stellen. Unabhängig von der schlimmen Zeit würde mich viel interessieren.

 

Ich habe meinen Opa heiss und innig geliebt, er war für mich einfach der beste Opa, den es geben konnte. Und um es mal vereinfacht zu sagen, er war ein Mann, der hatte seinen Beruf, den hat er nach bestem Wissen und Gewissen ausgeübt. Und als Soldat musste er die Befehle befolgen. Ich habe ihm immer geglaubt, das er von all den Greuel keine Ahnung gehabt hat. Der kam aus Russland zurück mit nem Durchschuss im Arm, die Kugel hat bis zu seinem Lebensende nahe dem Herzen gesteckt, weil es zu gefährlich war, die rauszuholen. Das hat ihm vermutlich das Leben gerettet, weil er dann im KH war, anstatt zur letzten Schlacht wieder auszurücken. 1911 geboren ... seine Jugend war der 1. Weltkrieg ...
Ganz anders dagegen sein jüngerer Bruder. Der war bei der SS. Und hat noch auf dem Totenbett meines schwer krebskranken Opas im KH diese widerlichen Parolen lautstark verkündet. Mein Opa hat ihn rausgeschmissen ...

*lach, aber Schluss damit ... das geht ins Uferlose.
Prost Beinchen

 

Ich meinte eher alles andere drum herum. Wie war die Mode, was wurde gegessen, wo haben sich junge Leute getroffen, welche Musik wurde gehört usw. Ja man weiß es aus dem Fernsehen aber Geschmäcker sind verschieden.
Da weiß ich von meinen Großeltern fast gar nix und nun kann ich nicht fragen.
Prost Lenchen und dann geht's ab ins Bett. Bin platt für heute.

 

Dazu ganz kurz die Kennenlernstory meiner Großeltern. Wo haben sich die jungen Leute getroffen ... Da gab es einen See, da ist in lauen Sommernächten die Jugend prominiert ... Mode? Alle schön verhüllt ... die Mädels sind rechts rum gegangen, die Jungens links ... unweigerlich haben sie sich an einem Punkt getroffen, alle brav und anständig erzogen. Opa 19, Oma 18. Das war 1930. 1931 wurde dann mein Vater geboren ... Und dann die Tragik: die beiden durften nicht heiraten ... als Soldat durfte der Opa erst heiraten, wenn er 26 war, oder 7 Jahre dabei war (was bei ihm zusammenfiel) ... Also wurde mein Vater damals (welche Schande) unehelich geboren. Die Oma ist dann, um der Schande zu entgehen, zu Verwandten nach Berlin !!!! gezogen und hat sich als Witwe ausgegeben. Als er dann durfte, hat der Opa sie anstandshalber geheiratet ... und naja, so war dann auch die Ehe ...

 

Wir müssen uns unbedingt mal länger unterhalten. Danke dir.
Schlaf schön.