Literatur Corner die 2te

Dieses Thema im Forum 'Archiv Rest' wurde von killle gestartet, 4 Oktober 2015.

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  1. killle

    killle Lebende Forenlegende

    Lange wurde nichts geschrieben - aber die momentane Wetterlage veranlasst mich - die Blätter fallen - es ist nebelig - die Blüten sind verdorrt und sind schwarz geworden...
    Alles neigt sich dem Winter zu - und bei dem Nebel heute musste ich an ein Gedicht denken


    Der Knabe im Moor

    O schaurig ist's übers Moor zu gehn,
    Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
    Sich wie Phantome die Dünste drehn
    Und die Ranke häkelt am Strauche,
    Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
    Wenn aus der Spalte es zischt und singt,
    O schaurig ist's übers Moor zu gehn,
    Wenn das Röhricht knistert im Hauche!

    Fest hält die Fibel das zitternde Kind
    Und rennt, als ob man es jage;
    Hohl über die Fläche sauset der Wind -
    Was raschelt drüben am Hage?
    Das ist der gespenstische Gräberknecht,
    Der dem Meister die besten Torfe verzecht;
    Hu, hu, es bricht wie ein irres Rind!
    Hinducket das Knäblein zage.

    Vom Ufer starret Gestumpf hervor,
    Unheimlich nicket die Föhre,
    Der Knabe rennt, gespannt das Ohr,
    Durch Riesenhalme wie Speere;
    Und wie es rieselt und knittert darin!
    Das ist die unselige Spinnerin,
    Das ist die gebannte Spinnlenor',
    Die den Haspel dreht im Geröhre!

    Voran, voran! nur immer im Lauf,
    Voran, als woll' es ihn holen;
    Vor seinem Fuße brodelt es auf,
    Es pfeift ihm unter den Sohlen
    Wie eine gespenstige Melodei;
    Das ist der Geigemann ungetreu,
    Das ist der diebische Fiedler Knauf,
    Der den Hochzeitheller gestohlen!

    Da birst das Moor, ein Seufzer geht
    Hervor aus der klaffenden Höhle;
    Weh, weh, da ruft die verdammte Margret:
    »Ho, ho, meine arme Seele!«
    Der Knabe springt wie ein wundes Reh;
    Wär' nicht Schutzengel in seiner Näh',
    Seine bleichenden Knöchelchen fände spät
    Ein Gräber im Moorgeschwehle.

    Da mählich gründet der Boden sich,
    Und drüben, neben der Weide,
    Die Lampe flimmert so heimatlich,
    Der Knabe steht an der Scheide.
    Tief atmet er auf, zum Moor zurück
    Noch immer wirft er den scheuen Blick:
    Ja, im Geröhre war's fürchterlich,
    O schaurig war's in der Heide!



    Anette von Droste Hülshoff
     
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  2. duftziege

    duftziege Lebende Forenlegende

    Ach wie schön, killle

    Die Idee und auch das Gedicht.
    Das hab ich ganz lange nicht mehr gelesen. Danke.

    Ich hab ein Herbstgedicht mitgebracht. Eins meiner liebsten (obwohl Rilke ja eher ein seltsamer Zeitgenosse war)


    Herbsttag

    Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
    Leg Deinen Schatten auf die Sonnenuhren
    Und auf den Fluren laß die Winde los.

    Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein,
    Gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
    Dränge sie zur Vollendung hin und jage
    Die letzte Süße in den schweren Wein.

    Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
    Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
    Wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
    Und wird in den Alleen, hin und her
    Unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

    Rainer Maria Rilke
     
    Zuletzt bearbeitet: 4 Oktober 2015
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  3. killle

    killle Lebende Forenlegende

    Ich liebe Rilke

    Herbst

    Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
    als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
    sie fallen mit verneinender Gebärde.

    Und in den Nächten fällt die schwere Erde
    aus allen Sternen in die Einsamkeit.

    Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
    Und sieh dir andre an: es ist in allen.

    Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
    unendlich sanft in seinen Händen hält.
     
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  4. duftziege

    duftziege Lebende Forenlegende

    Ich war letzten Sonntag mal wieder in Worpswede.
    Da kommt an Rilke gar nicht vorbei. Genausowenig wie an Vogeler, Modersohn, Paula und Clara.

    Der Weyerberg war schon herbstlich.
    Im Garten vom Barkenhoff letzte Kletterrosen.
    Gelbes Birkenlaub.
    Stille.

    Zum guten Schluß dann noch etwas zur Nacht bzw. zu einem guten neuen Tag.

    Das Haus

    Leis steht das Haus vor seinem letzten Sterne,
    den die vergangne Nacht herunterzieht.
    Doch seine Fenster sind schon voller Ferne,
    voll eines Morgens, welcher groß geschieht.
    Zukünftiges und Weites im Gesicht -
    so steht das Haus im noch nicht wachen Garten, -
    Und seine Stufen, die auf Wunder warten, -
    täuschen sich nicht ...

    Rainer Maria Rilke


    Gute Nacht!
     
    Zuletzt bearbeitet: 4 Oktober 2015
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  5. killle

    killle Lebende Forenlegende

    In diesen Nächten nehme ich Zuflucht zu diesem verlassenen Dach, da ich meine, dort Überblick und Raum zu gewinnen.
    Die Sternenbilder sind stumm, sie applaudieren mir nicht, aber ihre Augen funkeln, und ich habe das Gefühl,ich könnte direkt in das Ohr der Ewigkeit sprechen.
    Und wenn ich den Kopf neige, sehe ich, wie die Stadt sich ausbreitet, die Nachtstadt, wo unruhige Feuer flackern und tanzen, unsichtbare Hunde lachen, und ich staune über all die Menschen, die da schlafen, atmen und träumen und lieben, während ich auf meinem Dach stehe und von einem Menschen spreche, den es nicht mehr gibt.

    Einst habe auch ich, Jose Antonio Maria Vaz, nachts grübelnd wach gelegen.
    Aber jetzt nicht mehr. Nicht mehr seit ich Nelio begegnet bin und ihn aufs Dach getragen habe und ihn sterben sah.
    Die Unruhe, die mich früher manchmal überkam, ist jetzt vorbei.
    Besser gesagt, ich habe begriffen, dass es einen entscheidenden Unterschied macht, ob man Angst hat oder beunruhigt ist.
    Auch das hat Nelio mir erklärt.
    - Wenn man Angst hat, ist das,als würde man an einem unstillbarem Hunger leiden, sagte er.
    Ist man dagegen beunruhigt, leistet man der Unruhe Widerstand.

    Ich erinnere mich an seine Worte, und heute weiss ich,dass er recht hatte. Mitunter stehe ich hier und schaue hinaus auf die nächtliche Stadt, die unruhig flackernden Feuer, und ich erinnere mich an alles, was er in den neun Nächten gesagt hat, die ich bei ihm war und ihn sterben sah.....


    Aus " Der Chronist der Winde " von Henning Mankell

    Henning Mankell ist tot - ich bin sehr traurig
    Aber ich bin mir sicher - jemand der solche Worte gefunden hat ist an einem guten Platz.
     
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  6. duftziege

    duftziege Lebende Forenlegende

    Das Fräulein stand am Meere...

    Das Fräulein stand am Meere
    Und seufzte lang und bang,
    Es rührte sie so sehre
    Der Sonnenuntergang.

    "Mein Fräulein! sein Sie munter,
    Das ist ein altes Stück;
    Hier vorne geht sie unter
    Und kehrt von hinten zurück.

    Heinrich Heine
     
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  7. kathaö

    kathaö Forenfreak

    Ich hielt ihn für ein welkes Blatt
    im Aufwind
    Dann auf der Hand:
    ein gelber Schmetterling

    Er wird nicht länger dauern
    als ein Blatt
    das fallen muß
    in diesem großen Herbst
    (und ich nicht länger
    als ein gelber Falter
    in deiner Liebe großer Flut
    und Ebbe)
    und flattert doch
    und streichelt meine Hand
    auf der er sich bewegt
    und weiß es nicht

    Erich Fried - auch immer gut
     
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  8. 9140denise

    9140denise Lebende Forenlegende

    Oh, das ist ja schön hier :)
    Ein wenig Schulliteratur für euch,...

    Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland (Fontane)


    Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
    Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
    Und kam die goldene Herbsteszeit
    Und die Birnen leuchteten weit und breit,
    Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,
    Der von Ribbeck sich beide Taschen voll.
    Und kam in Pantinen ein Junge daher,
    So rief er: "Junge, wiste 'ne Beer?"
    Und kam ein Mädel, so rief er: "Lütt Dirn,
    Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn".

    So ging es viel Jahre, bis lobesam

    Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
    Er fühlte sein Ende. 's war Herbsteszeit,
    Wieder lachten die Birnen weit und breit;
    Da sagte von Ribbeck: "Ich scheide nun ab.
    Legt mir eine Birne mit ins Grab."
    Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
    Trugen von Ribbeck sie hinaus,
    Alle Bauern und Bündner mit Feiergesicht
    Sangen "Jesus meine Zuversicht".
    Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
    "He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?"
    So klagten die Kinder. Das war nicht recht -

    Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
    Der neue freilich, der knausert und spart,
    Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
    Aber der alte, vorahnend schon
    Und voll Mißtrauen gegen den eigenen Sohn,
    Der wußte genau, was er damals tat,
    Als um eine Birn' ins Grab er bat,

    Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
    Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.
    Und die Jahre gehen wohl auf und ab,

    Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
    Und in der goldenen Herbsteszeit
    Leuchtet's wieder weit und breit.
    Und kommt ein Jung' übern Kirchhof her,
    So flüstert's im Baume: "Wiste 'ne Beer?"
    Und kommt ein Mädel, so flüstert's: "Lütt Dirn,
    Kumm man röwer, ick gew' di 'ne Birn."
    So spendet Segen noch immer die Hand

    Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.
     
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  9. duftziege

    duftziege Lebende Forenlegende

    Man muß nie verzweifeln, wenn einem etwas verloren geht, ein Mensch oder eine Freude oder ein Glück; es kommt alles noch herrlicher wieder. Was abfallen muß, fällt ab; was zu uns gehört, bleibt bei uns, denn es geht alles nach Gesetzen vor sich, die größer als unsere Einsicht sind und mit denen wir nur scheinbar im Widerspruch stehen. Man muß in sich selber leben und an das ganze Leben denken, an alle seine Millionen Möglichkeiten, Weiten und Zukünfte,dem gegenüber es nichts Vergangenes und Verlorenes gibt.

    Rainer Maria Rilke
     
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  10. 9140denise

    9140denise Lebende Forenlegende

    "Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit,
    aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher."
    (Albert Einstein)


    " Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können,
    muss man vor allem ein Schaf sein "

    (Albert Einstein)

    :inlove:
     
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  11. duftziege

    duftziege Lebende Forenlegende

    Es reden und träumen die Menschen viel
    von bessern künftigen Tagen.

    Friedrich Schiller
     
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  12. Campina57

    Campina57 Lebende Forenlegende

    Da wurde doch die Literatur neu belebt, wie schön. Ich bring hier ein Gedicht von Herrmann Hesse. Da er ganz in der Nähe meiner langjährigen früheren Wohnung geboren wurde, haben wir auch geographische Berührungspunkte.

    Baum im Herbst
    Hermann Hesse
    Noch ringt verzweifelt mit den kalten
    Oktobernächten um sein grünes Kleid
    mein Baum. Er liebt's, ihm ist es leid,
    Er trug es fröhliche Monde lang,
    Er möchte es gern behalten.

    Und wieder eine Nacht, und wieder
    Ein rauher Tag. Der Baum wird matt
    Und kämpft nicht mehr und gibt die Glieder
    Gelöst dem fremden Willen hin,
    Bis der ihn ganz bezwungen hat.

    Nun aber lacht er golden rot
    Und ruht im Blauen tief beglückt.
    Da er sich müd dem Sterben bot,
    Hat ihn der Herbst, der milde Herbst
    Zu neuer Herrlichkeit geschmückt.
     
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  13. Jane_Doe51

    Jane_Doe51 Lebende Forenlegende

    Schön hier.
    Ich hab auch was!


    Sommerbild
    Ich sah des Sommers letzte Rose stehn,
    Sie war, als ob sie bluten könne, rot;
    Da sprach ich schaudernd im Vorübergehn:
    So weit im Leben, ist zu nah am Tod!

    Es regte sich kein Hauch am heißen Tag,
    Nur leise strich ein weißer Schmetterling;
    Doch, ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag
    Bewegte, sie empfand es und verging.

    Christian Friedrich Hebbel
     
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  14. killle

    killle Lebende Forenlegende

    Was ist das, die Welt ?
    Wie ein Gefäß soll die Welt alles Umfassen - das Leben, das Universum und den ganzen Rest.
    Doch dieses Allumfassende gibt es nicht und kann es auch nicht geben.
    Denn die Welt selbst kommt nicht in der Welt vor.
    Und selbst wenn wir über die Welt nachdenken, ist die Welt, über die wir nachdenken, natürlich nicht identisch mit der Welt, in der wir gerade nachdenken.
    Denn während ich gerade über die Welt nachdenke, ist dies ein sehr kleines Ereignis in der Welt...
    Neben diesem gibt es noch unzählige andere Gegenstände und Ereignisse: Regenschauer, Zahnschmerzen und das Bundeskanzleramt.
    Die Welt kann also garnicht existieren, weil sie in der Welt nicht vorkommt..

    Aber mit Ausnahme der Welt gibt es alles - auch Polizeiuniform tragende Einhörner auf der Rückseite des Mondes.

    ( Umschlagtext aus "Warum es die Welt nicht gibt" von Markus Gabriel )
     
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  15. Jane_Doe51

    Jane_Doe51 Lebende Forenlegende


    Herbst


    Schon ins Land der Pyramiden
    Flohn die Störche übers Meer;
    Schwalbenflug ist längst geschieden,
    Auch die Lerche singt nicht mehr.

    Seufzend in geheimer Klage
    Streift der Wind das letzte Grün;
    Und die süßen Sommertage,
    Ach, sie sind dahin, dahin!

    Nebel hat den Wald verschlungen,
    Der dein stillstes Glück gesehn;
    Ganz in Duft und Dämmerungen
    Will die schöne Welt vergehn.

    Nur noch einmal bricht die Sonne
    Unaufhaltsam durch den Duft,
    Und ein Strahl der alten Wonne
    Rieselt über Tal und Kluft.

    Und es leuchten Wald und Heide,
    Daß man sicher glauben mag,
    Hinter allem Winterleide
    Lieg' ein ferner Frühlingstag.

    Theodor Storm
     
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  16. Pfefferminz_Patty

    Pfefferminz_Patty S-Moderator Team Farmerama DE

    Der Panther

    Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
    so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
    Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
    und hinter tausend Stäben keine Welt.

    Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
    der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
    ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
    in der betäubt ein großer Wille steht.

    Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
    sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
    geht durch der Glieder angespannte Stille -
    und hört im Herzen auf zu sein.

    Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris ​
     
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  17. Jane_Doe51

    Jane_Doe51 Lebende Forenlegende

    Nun hüllt mit Nebelschleiern
    Der stille Herbst uns ein.
    Der Sonne Abschied feiern,
    Wir mit Laternenschein.
    So zündet an die Kerzen
    Und haltet gute Wacht:
    Tragt euer Licht im Herzen
    Durch dunkle Winternacht.
    M. Tittmann
     
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  18. killle

    killle Lebende Forenlegende

    Herbst

    Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
    als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
    sie fallen mit verneinender Gebärde.
    Und in den Nächten fällt die schwere Erde
    aus allen Sternen in die Einsamkeit.

    Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
    Und sieh dir andre an: Es ist in allen.

    Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.

    Rainer Maria Rilke
     
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  19. cooley

    cooley Lebende Forenlegende



    Der weiße Hirsch


    Es gingen drei Jäger wohl auf die Pirsch,
    Sie wollten erjagen den weißen Hirsch.

    Sie legten sich unter den Tannenbaum,
    Da hatten die drei einen seltsamen Traum.

    Der Erste

    Mir hat geträumt, ich klopf' auf den Busch,
    Da rauschte der Hirsch heraus, husch husch!

    Der Zweite

    Und als er kam mit der Hunde Geklaff,
    Da brannt' ich ihm auf das Fell, piff, paff!

    Der Dritte

    Und als ich den Hirsch an der Erde sah,
    Da stieß ich lustig in's Horn, tara!

    So lagen sie da und sprachen, die drei.
    Da rannte der weiße Hirsch vorbei.

    Und eh' die drei Jäger ihn recht gesehn,
    So war er davon über Tiefen und Höhn.

    Husch, husch! piff paff! trara!

    von Ludwig Uhland
    ...einem Dichter aus`m Ländle
     
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  20. Pfefferminz_Patty

    Pfefferminz_Patty S-Moderator Team Farmerama DE



    Gebrannte Kinder


    Es gibt Kinder
    die ein gebrannter Finger
    davon abhält
    je wieder
    mit dem Feuer zu spielen
    und

    es gibt Kinder
    die merken
    daß eine gebrannte Hand
    schnell wieder heilt

    und

    es gibt Kinder
    die wissen
    daß man
    mit einem gebrannten Arm
    mehr spürt
    und

    es gibt Kinder
    die haben begriffen
    daß ein gebranntes Herz
    immer warm bleibt.

    (© Jörn Pfennig)
     
    Zuletzt bearbeitet: 19 Dezember 2015
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